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ANTOINE DE SAINT-EXUPÈRY |
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Kapitel V»Es stimmt doch, daß Schafe Stauden fressen?« »Ja, das stimmt.« »Ach, da bin ich froh!« Ich verstand nicht, warum es so wichtig war, daß Schafe Stauden fressen. Aber der kleine Prinz fügte hinzu: »Dann fressen sie doch auch Affenbrotbäume?« Ich erklärte dem kleinen Prinzen ausführlich, daß Affenbrotbäume doch keine Stauden sind, sondern kirchturmhohe Bäume, und selbst wenn er eine ganze Herde Elefanten mitnähme, würde diese Herde nicht mit einem einzigen Affenbrotbaum fertig werden. Der Einfall mit den Elefanten brachte in zum Lachen. »Man müßte sie übereinanderstellen...« Aber dann bemerkte er
klugerweise:
In der Tat gab es auf
dem Planeten des kleinen Prinzen wie auf allen Planeten gute Gewächse
und schlechte Gewächse. Infolgedessen auch gute Samenkörner von
guten Gewächsen und schlechte Samenkörner von schlechten Gewächsen.
Aber die Samen sind unsichtbar. Sie schlafen geheimnisvoll in der Erde,
bis es einem von ihnen einfällt, aufzuwachen. Dann streckt er sich
und treibt zuerst schüchtern einen entzückenden kleinen Sproß
zur Sonne, einen hanz harmlosen. Wenn es sich um einen Radieschen- oder
Rosentrieb handelt, kann man ihn wachsen lassen, wie er will. Aber wenn
es sich um eine schädliche Pflanze handelt, muß man die Pflanze
beizeiten herausreißen, sobald man erkannt hat, was für eine
es ist. Auf dem Planeten des kleinen Prinzen gab es fürchterliche
Samen... und das waren die Samen der Affenbrotbäume. Der Boden des
Planeten war voll davon. Aber einen Affenbrotbaum kann man, wenn man ihn
zu spät angeht, nie mehr loswerden. Er bemächtigt sich des ganzen
Planeten. Er durchdringt ihn mit seinen Wurzeln. Und wenn der Planet zu
klein ist und die Affenbrotbäume zu zahlreich werden, sprengen sie
ihn.
Und so habe ich denn diesen Planeten nach den Angaben des kleinen Prinzen gezeichnet. Ich nehme nicht gerne den Tonfall eines Moralisten an. Aber die Gefährlichkeit der Affenbrotbäume ist so wenig bekannt, und die Gefahren, die jedem drohen, der sich auf einen Asteroiden verirrt, sind so beträchtlich ,daß ich für dieses eine Mal aus meiner Zurückhaltung heraustrete. Ich sage: Kinder, Achtung! Die Affenbrotbäume! Um meine Freunde auf eine Gefahr aufmerksam zu machen, die - unerkannt - ihnen wie mir seit langem droht, habe ich so viel an dieser Zeichnung gearbeitet. Die Lehre, die ich damit gebe, ist gewiß der Mühe wert. Ihr werdet euch vielleicht fragen: Warum enthält dieses Buch nicht noch andere, ebenso großartige Zeichnungen wie die Zeichnung von den Affenbrotbäumen? Die Antwort ist sehr einfach: Ich habe wohl den Versuch gewagt, aber es ist mir nicht gelungen. Als ich die Affenbrotbäume zeichnete, war ich vom Gefühl der Dringlichkeit beseelt.
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