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zum Heimgang von Papst Johannes Paul II.

Liebe Brüder, liebe Schwestern!

Mit dem Heimgang unseres Heiligen Vaters Johannes Paul II. ist in der Kirche, aber auch in der Welt, ein großes Vakuum entstanden. Die Gestalt Papst Johannes Paul II. war so etwas wie das moralische und ethische Rückgrat der Menschheit. Sein Pontifikat war so lang, dass ein beträchtlicher Teil der Menschheit nur ihn als Papst erlebt hat.

Das gilt in besonderer Weise für alle jungen Menschen, die sich auf den Weltjugendtag im August vorbereiten. Unser verstorbener Heiliger Vater hatte die Jugend der Welt zum XX. Weltjugendtag zu uns in das Erzbistum Köln eingeladen. Ebenso wie er selbst hatten wir uns schon auf seinen dritten Besuch hier gefreut. Für den Papst stand es nie in Frage, dass er trotz seiner Krankheit nach Köln kommen würde. In einer Audienz hatten wir sogar schon einmal über die Themen seiner Predigten gesprochen. Im Januar dieses Jahres hatte ich eine Audienz bei ihm, um ihn persönlich über den Stand der Vorbereitungen zu informieren. Der Heilige Vater hatte für das Kölner Weltjugendtreffen eine großartige Vision: Nach den Katastrophen der beiden Weltkriege sollte im neuen Jahrtausend eine Neuevangelisierung von deutschem Boden ausgehen. Selbst in die Gemelli-Klinik ließ er mich noch vor gut einem Monat kommen, um mir nochmals zu versichern, wie sehr ihm der Weltjugendtag in Köln am Herzen liegt.

Durch seine ganze Lebensgeschichte war diese Vision prägend für das gesamte Wirken dieses Papstes.

Die göttliche Vorsehung hat - davon bin ich zutiefst überzeugt - am Format dieses Papstes von Kindheit an geformt, so dass er als Papst der Jahrtausendwende der Menschheit Orientierung und Befreiung bringen konnte. Aus unmittelbarer Nähe erlebte er zwei Menschen-verachtende und Menschen-verderbende atheistische Systeme, den Nationalsozialismus und den Kommunismus. Auschwitz, das zu seiner früheren Erzdiözese Krakau gehörte, steht als Symbol für diesen Lebens- und Glaubensweg bis zum Stuhle Petri in Rom. Der Papst erkannte als Priester und als akademischer Lehrer mit hoher Sensibilität, dass der Mensch dort seiner Würde und seiner Rechte verlustig geht, wo Gott in seiner Wirklichkeit nicht mehr akzeptiert und respektiert wird. Darum sagt der Papst in seiner ersten, programmatischen Enzyklika "Redemptor hominis": "Der Mensch ist der Weg Gottes durch die Geschichte." Und wir können hinzufügen: Das Ziel dieses Weges des Menschen ist Gott.

Der Papst wusste aus eigenem, bitterem Erleben, dass der Mensch als Ebenbild Gottes dort seine Rechte verliert, wo Gott im menschlichen Horizont untergeht. Dort ist der Mensch nur noch Mensch, und der Mensch ist als Maß für den Menschen zu klein. Das war die leidenschaftliche Botschaft dieses Papstes. Menschenrechte sind immer Gottesrechte. Wo vom Menschen die Rede ist, dort kommt Gott ins Spiel. Das ist das große Vermächtnis, das uns Papst Johannes Paul II. hinterlassen hat. Und wenn die Menschheit eine Chance für ihr Überleben haben will, dann tut sie gut, die Botschaft dieses Papstes und sein Lebenswerk in den allgemeinen Menschenrechten neu zu verankern und in die Verfassungen der einzelnen Kontinente und Staaten zu übernehmen.

Papst Johannes Paul II. war ein Mystiker auf dem Stuhle Petri. Sein intimer täglicher Umgang mit Gott ließ ihn zur kommunikativsten Persönlichkeit der Welt werden. Niemand auf unserer Erde hat zu so vielen Menschen gesprochen, hat so viele Menschen besucht, ist mit so vielen Menschen in persönliche Kommunikation getreten. Was diesen Papst so faszinierend für die meisten Menschen werden ließ, war letztlich seine tiefe Verbundenheit mit dem Herrn der Kirche, mit Jesus Christus.

"Was nämlich der Vater tut, das tut in gewisser Weise der Sohn" (Joh 5,19), heißt es von Jesus Christus. Vielleicht werden wir hinzufügen dürfen: Was der Sohn tut, das tut in gleicher Weise auch sein Jünger Petrus, der in den Jahren von 1978 bis 2005 Johannes Paul II. hieß. Deshalb ist der Papst nicht nur durch sein Wort und seine Lehre, sondern viel mehr durch sein Leben den Menschen zu einer Offenbarung Jesu Christi geworden.

Die meisten von uns haben noch den sportlich-kraftvollen Papst von 1978 im Blick, der als 58-jähriger dynamisch und überzeugend die Welt bereiste und die Völker besuchte. Und alle Zeitgenossen kennen den durch Parkinsonkrankheit fast gelähmten Papst, der mit glühendem Herzen und wachem Geist zu den Menschen geht und zu ihnen spricht, damit sie in bewegter und schwerer Zeit die Freude an Gott nicht verlieren, die unsere Stärke ist (vgl. Neh 8,10).

Wehen Herzens nehmen wir Abschied von Johannes Paul II. Er wird uns sehr fehlen. Seine Stimme werden wir vermissen. Seinen Anblick werden wir suchen. Aber wir haben Papst Johannes Paul II. nicht verloren, er ist uns nur vorangegangen, denn der Tod ist nichts weiteres als das Hinübergehen von der einen Hand Gottes in die andere. Über Gottes Herz bleiben wir miteinander verbunden. Und man sagt, Heilige werden erst dann besonders wirksam, wenn sie in die andere Hand Gottes hinüber gegangen sind.

So sind wir überzeugt, dass das apostolische Wirken des verstorbenen Papstes Johannes Paul II. in den Dimensionen Gottes weitergeht. Das ist ein Trost für uns, die wir zurück geblieben sind und ganz besonders für den, den der Heilige Geist zu seinem Nachfolger durch das Votum der Kardinäle im Konklave bestimmen wird.

Ich bitte das Volk Gottes im Erzbistum Köln, im Gebet des Heiligen Vaters zu gedenken und ordne an, dass in jeder Pfarrgemeinde in feierlicher Weise ein Requiem für den Heiligen Vater zelebriert wird.

Mit Dank und Gruß

Ihr

+ Joachim Kardinal Meisner
            Erzbischof von Köln



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