Bonifatiuswerk trauert um Papst Johannes Paul II. | |
Paderborn. 04.04.05 - Mit Trauer und Dankbarkeit würdigte Prälat Clemens A. Kathke, Generalsekretär des Bonifatiuswerkes der deutschen Katholiken, den verstorbenen Pontifex der katholischen Kirche. „Der Tod von Papst Johannes Paul II. ist ein großer und unwiederbringlicher Verlust für die Kirche und die Welt“, sagte Kathke in einer ersten Stellungnahme. Er bezeichnete das Leben und Wirken des Verstorbenen als Verdienst an der ganzen Menschheit, denn niemand habe sich so vehement und bedingungslos für den sozialen Frieden in der Welt sowie für die Ökumene eingesetzt. Papst Johannes Paul II. sei ein wirklicher „Brückenbauer“ gewesen, dem auch das Wohl der verstreut lebenden Katholiken in der deutschen und nordeuropäischen Diaspora am Herzen lag. Davon zeugten seine Reisen nach Deutschland sowie 1989 in die skandinavischen Diözesen. Mit Skandinavien besuchte er damit zum ersten Mal Länder, die eine 1000-jährige christliche Geschichte haben und in denen fast die gesamte Bevölkerung der evangelisch-lutherischen Volkskirche angehört. „Diese Geste war für die wenigen katholischen Christen, die vorwiegend Einwanderer sind, eine große Wertschätzung“, so Prälat Kathke. „Sie erfuhren damit, dass sie nicht allein gelassen sind im Glauben, auch wenn sie nur eine `kleine Herde` bilden.“ Der Präsident des Bonifatiuswerkes, Georg Freiherr von und zu Brenken, verwies auf die Verbundenheit des Heiligen Vaters mit dem Bonifatiuswerk. Mit seiner Grußbotschaft anlässlich des 150-jährigen Bestehens des Diaspora-Hilfswerkes 1999 ermunterte Papst Johannes Paul II die Verantwortlichen und Wohltäter des Bonifatiuswerkes sowie die Katholiken in der Diaspora, gemeinsam am Netz des Gebens und Nehmens weiterzuknüpfen. Er schrieb: „Auf diese Weise ist das Bonifatiuswerk in unseren Tagen nicht nur ein Band innerkirchlicher Communio, sondern auch ein sprechendes Zeichen kirchlicher Missio, ein wirksames Instrument der Evangelisierung.“ Die Verantwortlichen und die Mitarbeiterschaft des Bonifatiuswerkes trauern um den einzigartigen Menschen und Papst Johannes Paul II, der bis zuletzt die Liebe Jesu zu den Menschen verkörpert hat und Zeugnis für ein Leben aus und mit dem Glauben gab. „Seine Worte und Taten sind ein Vermächtnis, das wir in unserer Arbeit erfüllen wollen. Wir danken dem Verstorbenen für seinen unermüdlichen Einsatz und gedenken seiner im Gebet“, so Prälat Kathke. |
Den Päpstlichen Missionswerken der Glaubensverbreitung stand Johannes Paul II. besonders nahe. Anlässlich einer Privataudienz der missio-Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen 2001 in Castel Gandolfo hatte Johannes Paul II. die fortdauernde Gültigkeit des missionarischen Auftrags betont. Dabei stellte er die Verdienste des Missionswerks besonders heraus. missio sei im Laufe seiner Geschichte zu einem „Meisterstück der missionarischen Kirche geworden“, welchem es gelänge, sowohl die materiellen als auch die spirituellen Bedürfnisse in verschiedenen Missionsgebieten rund um den Erdball zu befriedigen. Die Kirche habe eine missionarische Sendung gegenüber den Völkern, der sie sich nicht entziehen dürfe. „Zu den vordringlichsten Aufgaben der Missio ad gentes gehört in der Tat die Verkündigung, dass der Mensch auf der Suche nach Freiheit und Sinn die Fülle des Lebens im Mysterium Jesu Christi findet, der ihm "Weg, Wahrheit und Leben" ist“, so Johannes Paul II.
Daher könne Mission sich nicht nur als Entwicklungshilfe begreifen. In erster Linie sei die Mission die Verkündigung des Evangeliums in Wort und Leben. „missio hat stets sein Tun vordringlich als Werk der Glaubensverbreitung angesehen“, stellte der Papst fest. Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von missio ist diese persönliche Begegnung im Innenhof der Sommerresidenz Castelgandolfo unvergesslich geblieben.
Pilger im Glauben
Den Völkern die Botschaft Jesu Christi zu bringen, dieser Mission hat sich Papst Johannes Paul II. wie kaum ein anderer Papst vor ihm verschrieben. Davon legt die Enzyklika „Redemptoris missio“ von 1990 ein beredtes Zeugnis ab. "Mission“, so heißt es dort, „ist eine Frage des Glaubens, sie ist ein unbestechlicher Gradmesser unseres Glaubens an Christus und seiner Liebe zu uns".
Johannes Paul II. hat die Aufgabe der Mission vor allem persönlich vorgelebt. In über hundert Auslandsreisen besuchte er als „Pilger im Glauben“ Länder und Kulturen, stärkte die Menschen in der Hoffnung und setzte sich immer für die Anliegen der Ärmsten und Schwächsten ein. Gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung, für Menschenwürde und Freiheit. Er übte Kritik an rücksichtsloser Globalisierung und gewissenlosem Kapitalismus und bezeichnete den Irak-Krieg als „Niederlage der Menschheit“. Gegen alle zerstörerischen Tendenzen setzte er die Botschaft vom „Gott des Lebens“.
Dialog macht Gott in unserer Mitte gegenwärtig
Vor allem im Umgang mit anderen Religionen und Kulturen schlug Johannes Paul II. ein neues Kapitel auf. Denn er war überzeugt, „dass der Heilige Geist allen die Möglichkeit bietet, mit dem Ostergeheimnis in Berührung zu kommen in einer Weise, die nur Gott kennt.“ Deshalb lud er 1986 erstmals Vertreter der großen Weltreligionen zum interreligiösen Friedensgebet nach Assisi ein. Weitere Treffen folgten. „Durch den interreligiösen Dialog machen wir Gott in unserer Mitte gegenwärtig“ und „in dem Maße, wie wir uns gegenseitig dem Dialog öffnen, öffnen wir uns Gott“, erklärte er seinen Weg.
missio Aachen und missio München, die Päpstlichen Missionswerke der Glaubenverbreitung in Deutschland, trauern um diese außergewöhnliche, charismatische Persönlichkeit. Papst Johannes Paul II. wird bei missio präsent bleiben, im Gebet, aber auch im täglichen Dienst an der Ausbreitung des Glaubens, für eine Zukunft der Einen Welt in Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung.
Missio Aachen
Auch habe der Papst maßgeblich dazu beigetragen, die Grundsätze der katholischen Soziallehre in Lateinamerika zu verankern. Sein entschiedenes Eintreten für eine gerechtere Gesellschaft habe ihm in allen Schichten großen Respekt eingebracht, insbesondere die Liebe der Armen, ließ ADVENIAT verlauten. Der Papst habe wesentlich dazu beigetragen, das Vertrauen der Bevölkerung in die katholische Kirche zu stärken. Er habe den Menschen das Gefühl gegeben, einer der ihren zu sein: "Die Armen, Ausgeschlossenen und Unterdrückten fanden in Johannes Paul II einen Anwalt, der ihrem Recht auf ein Leben in Würde eine Stimme verlieh."
Gemeinsame Erklärung des Vorsitzenden der Bischöflichen Kommission ADVENIAT, Weihbischof Franz Grave, und ADVENIAT-Geschäftsführer Pfarrer Bernd Klaschka
Mit großer Trauer haben wir vom Tod von Papst Johannes Paul II Kenntnis genommen.
Dank des unermüdlichen Engagements und Hirtendienstes von Johannes Paul II genießt die Kirche heute in den Gesellschaften Lateinamerikas größtes Vertrauen. Die Armen, Ausgeschlossenen und Unterdrückten fanden in ihm einen Anwalt, der ihrem Recht auf ein Leben in Würde eine Stimme verlieh.
Mit großem Nachdruck hat Papst Johannes Paul II immer wieder die Achtung der Menschenrechte eingefordert. Durch seine zahlreichen Reisen setzte er Zeichen der Solidarität und der kirchlichen Verbundenheit und brachte so gesellschaftliche Veränderungen ins Rollen. In Haiti setzte er 1993 mit dem prophetischen Satz „In diesem Land muss sich etwas ändern“ eine friedliche Protestbewegung in Gang, die schließlich zum Ende der damaligen Diktatur führte. Durch seinen Kubabesuch im Jahre 1998 sorgte Johannes Paul II dafür, dass sich auf der Karibikinsel das Fenster zur Welt zumindest einen Spalt weit öffnete und sich der Entfaltungsspielraum der Kirche etwas erweiterte. Unvergessen ist sein Wort: „Kuba möge sich der Welt öffnen, und die Welt möge sich Kuba öffnen.“
Die Werte des Evangeliums und die Grundsätze der katholischen Soziallehre in der Gesellschaft zu verankern, war dem Papst ein großes Anliegen. Sein entschiedenes Eintreten für eine gerechtere Gesellschaft brachte ihm in den von Unterdrückung und Ungerechtigkeit geprägten Ländern Lateinamerikas großen Respekt ein. Dabei ist er nie den bequemen Weg gegangen und hat Missstände stets offen angeprangert.
Johannes Paul II gab den Menschen, insbesondere den Armen, das Gefühl, einer der ihren zu sein. Die immer wieder von ihm vorgetragene Option für die Armen ist Beweis dafür. Die vielen Persönlichkeiten aus Lateinamerika, die der Papst in seiner Amtszeit selig oder heilig sprach, zeugen von seiner Hochachtung gegenüber den Ortskirchen und ihren Glaubenszeugen. Umgekehrt brachten ihm die Gläubigen in Lateinamerika eine besondere Wertschätzung entgegen. Seine Besuche brachten Hunderttausende auf die Straßen, seine Fernsehauftritte Millionen vor den Bildschirm. Zahlreiche Gebäude, Kirchen und Schulen in Lateinamerika tragen seinen Namen.
Mit Freude gab Johannes Paul II Zeugnis von Gott, der unter den Menschen wohnt. Mit seinem Tod verlieren die Christen im „Kontinent der Hoffnung“, wie der Papst Lateinamerika nannte, und auf der ganzen Welt einen wegweisenden Seelsorger.
Weihbischof Franz Grave Pfarrer Bernd Klaschka
In den 26 Jahren seines Pontifikats war dieser Papst den Ordensgemeinschaften stets zutiefst verbunden. Immer wieder erinnerte er, dass das geweihte Leben "als entscheidendes Element für die Sendung der Kirche in deren Herz und Mitte" stehe.
Mit großer Dankbarkeit blicken wir zurück auf ungezählte Begegnungen und Audienzen, in denen er am Schicksal der Ordensgemeinschaften Anteil genommen hat. Papst Johannes Paul II. hat die Ordensgemeinschaften und besonders deren Generalkapitel mit seiner Sorge begleitet und sie in ihrem je eigenen Charisma bestärkt. Er ermutigte sie, ihre je eigene Sendung in dieser Zeit zu verwirklichen und das Evangelium dadurch zum Leuchten zu bringen. Das Bekenntnis zu den evangelischen Räten war für ihn ein wesentlicher Bestandteil des Lebens der Kirche, das diesem, so schrieb er einmal, "einen wertvollen Impuls zu einer immer konsequenteren Verwirklichung des Evangeliums verleiht".
Um die Bedeutung und die Perspektiven des geweihten Lebens im neuen Jahrtausend zu vertiefen, hat Papst Johannes Paul II im Rahmen seines Pontifikats eine Bischofssynode zum Thema "Das geweihte Leben und seine Sendung in Kirche und Welt" zusammengerufen. Ihre Ergebnisse hat er in dem Apostolischen Schreiben VITA CONSECRATA vom 25. März 1996 vorgelegt. Dieses Schreiben verstehen wir als sein bleibendes Vermächtnis an die Ordensgemeinschaften, für das wir ihm zutiefst dankbar sind. Seine Worte für die Zukunft sind uns bleibender Auftrag: Ihr sollt euch nicht nur einer glanzvollen Geschichte erinnern und darüber erzählen, sondern ihr habt eine große Geschichte aufzubauen! Blickt in die Zukunft, in die der Geist euch versetzt, um durch euch noch große Dinge zu vollbringen. Macht euer Leben zu einer leidenschaftlichen Christuserwartung. Lebt treu zu Christus, zur Kirche, zu eurem Institut und gegenüber den Menschen unserer Zeit. So werdet ihr Tag für Tag von Christus erneuert werden, um mit seinem Geist geschwisterliche Gemeinschaften aufzubauen, mit ihm den Armen die Füße zu waschen. In seinem Pontifikat hat uns Johannes Paul II. diesen Auftrag stets selbst vorgelebt.
In diesen Stunden und Tagen verbinden wir unser Gebet mit dem vieler Menschen und bitten um Gottes Geschenk des ewigen Lebens für den verstorbenen Papst Johannes Paul.
Provinzial Pater August Hülsmann SCJ,
Vorsitzender der Vereinigung Deutscher Ordensobern
Generaloberer Bruder Bernward Elsner FMMA,
Vorsitzender der Vereinigung der Ordensobern der Brüderorden Deutschlands
Generaloberin Schwester Aloisia Höing SMMP,
Vorsitzende der Vereinigung der Ordensoberinnen Deutschlands
In dieser Zeit hat sich das Gesicht der Erde verändert. Der kommunistische Machtblock hat sich aufgelöst. Daran hat der Papst aus Polen einen gewichtigen Anteil.
Aber auch die Rolle der Kirche in der Weltgeschichte ist gewichtiger geworden. Papst Johannes Paul II. hat dazu beigetragen, den Blick auf die unlösbare Verbindung von Frieden und gerechten Lebensverhältnissen zu lenken. Er hat die verschiedenen neuen Bedrohungen des Lebens – etwa durch neue biotechnische Praktiken, aber auch durch einen falschen Nationalismus, ja den Terrorismus klar verurteilt. Der Papst hat sich bemüht, mit den anderen Religionen der Welt, besonders auch dem Judentum und dem Islam, ins Gespräch zu kommen. So hat er mit seinen Möglichkeiten dazu beigetragen, eine humane Zukunft der Menschheit zu sichern. An diesem Papst ist ablesbar: wer den Gott Jesu Christi in den Mittelpunkt rückt, der denkt auch groß vom Menschen und seiner unveräußerlichen Würde. Wir danken dem Heiligen Vater Johannes Paul II. für sein Lebenswerk und empfehlen ihn der Gnade und dem Erbarmen Gottes.
Erfurt, 2. April 2005
Dr. Joachim Wanke, Bischof von Erfurt
www.bistum-erfurt.de
In seiner Predigt würdigte Bischof Lettmann Papst Johannes Paul II. "Ich darf sagen, dass das Bistum Münster und auch ich persönlich mit dem Tod des Papstes einen guten Freund in Rom verloren haben", sagte der Bischof hörbar ergriffen.
Auszüge aus der Rückschau Lettmanns auf das Wirken des Heiligen Vaters:
Kardinal Simonis gratulierte dem Bistum am Ende der Messe zu seinem 1.200-jährigen Bestehen und sprach die Hoffnung aus, dass viele Menschen sich der Liebe Christi in diesem Jahr näherten. Er erinnerte an die Licht-Stafette, die am Geburtsort des heiligen Liudgers in Zuilen bei Utrecht vor einem Jahr ihren Anfang gemacht hatte und nun im Dom zu Münster an ihr Ziel gelangt sei.
Am Nachmittag wird der Schrein mit den Gebeinen des heiligen Bistumsgründers Liudger im Dom in einer feierlichen Vesper verabschiedet. Anschließend wird er nach Billerbeck überführt, wo Ludger 809 gestorben war. Bis Dienstag wird der Reliquien-Behälter im Ludgerus-Dom aufgestellt
Text: Norbert Göckener / Fotos: Michael Bönte, 03.04.2005
www.kirchensite.de
„Öffnet, ja reißt die Tore weit auf für Christus! Öffnet die Grenzen der Staaten, die wirtschaftlichen und politischen Systeme, die weiten Bereiche der Kultur, oder Zivilisation und des Fortschritts seiner rettenden Macht! Habt keine Angst! Christus weiß ‚was im Inneren des Menschen’ ist: Er allein weiß es“. So sagte Papst Johannes Paul II. in der Ansprache bei seiner Einführung am 22. Oktober 1978. Sein Leben und sein Pontifikat war ganz auf Jesus Christus ausgerichtet. IHN verehrt er, IHN verkündet er. Christus ist für den einzelnen Menschen und die gesamte Menschheit Erlöser des Menschen (Redemptor hominis), reich an Barmherzigkeit (Dives in misericordia) und Herr und Lebenspender (Dominum et vivificantem). So lauten die ersten drei Enzykliken seines Pontifikates. In dem Schreiben an die Menschheit für das 3. Jahrtausend (Tertio millennio ineunte) ermuntert er, auf Jesus Christus zu blicken, „das Angesicht, das es zu betrachten gilt“. Um Christus zu allen Völkern und Nationen zu bringen, unternahm er über 100 Auslandsreisen, die er „Pilgerschaft für Christus“ nannte.
Der Mensch stand im Mittelpunkt
Der Mensch ist nach Gottes Bild und Gleichnis geschaffen. Für ihn hat Gott seinen eigenen Sohn hingegeben. Er soll im Himmel vollendet werden. Diese Überzeugung hat Papst Johannes Paul II. veranlasst, unermüdlich die Menschenwürde und die Menschenrechte einzufordern und zu verteidigen. Damit der Mensch menschlich leben kann, setzte er sich für die Überwindung des Hungers und gegen jeden Krieg, für die Freiheit in Verantwortung und gegen jedes Unrecht ein.
Der Mensch hat Würde und Recht auf Leben vom ersten Augenblick an bis zum natürlichen Sterben. Abtreibung und Euthanasie waren für Johannes Paul II. deshalb verabscheuungswürdige Verbrechen. Aufgrund dieses Credo an den Menschen forderte er die Rechte der Behinderten und aller am Rand der Gesellschaft Stehenden ein. Er wandte sich gegen jeden Nationalismus und Rassismus, weil sie die Gleichheit aller Menschen missachten. Er bekämpfte den Kommunismus und Kapitalismus, weil sie den Menschen nicht als höchsten Wert achten. Die Ökumene und der interreligiöse Dialog, die er wie kein anderer vor ihm gefördert hat, gehören in diesen Zusammenhang. Die Religions- und Bekenntnisfreiheit ist ein hohes Gut für jeden Menschen.
Die heilige Kirche war sein großes Anliegen
Papst Johannes Paul II. wird der Papst der Superlative genannt. Dieses Prädikat gilt auch für die Heilig- und Seligsprechungen. Keiner vor ihm hat so viele Frauen und Männer selig und heilig gesprochen. Damit beabsichtigte er die Heiligkeit in der Kirche und in der Welt zu fördern. Heiligkeit bedeutet für ihn christusförmig zu leben. Das gleiche Ziel verfolgt er mit dem Außerordentlichen Heiligen Jahr der Erlösung 1983 und vor allem dem Jubiläumsjahr 2000. Die Heiligkeit der Kirche veranlasste ihn, im Heiligen Jahr 2000 das große Schuldbekenntnis für die Sünden und Fehler der Kirche zu sprechen.
Wie kein anderer vor und neben ihm hat er z.B. die Pädophiliefälle in Nordamerika und anderswo beim Namen genannt und gegeißelt. Die Heiligkeit der Kleriker und Ordensleute als Vorbild für die ganze Christenheit war ihm ein großes Anliegen. Die Forderung der Heiligkeit hat er als „großes pastorales Programm“ für das 3. Jahrtausend bezeichnet. Dabei sollten die Ehe und Familie, die Zelle der Kirche und Gesellschaft, ihre Aufgabe erfüllen. Ihre Heiligkeit lagen Papst Johannes sehr am Herzen.
Der Papst und die Jugend
Die Weltjugendtage waren seine Idee und Initiative. Die Jugend und die Kinder waren ihm besonders wichtig. Ihre Zukunft lag ihm am Herzen. Wenn er der Jugend begegnete lebte er auf und die Jugend schätzte und liebte ihn. Das hat ihre Anteilnahme an seinem Sterben und ihre Trauer über seinen Tod auf eindrucksvolle Weise bestätigt. Die Jugendlichen folgten nicht in allem seinen Ansichten, aber sie schätzten seine unverbrüchliche Treue zu seinen Idealen. Wer die Weltjugendtage miterlebt hat, besonders die letzten in Rom und Toronto, weiß um das einzigartige Verhältnis des Papstes zur Jugend. Besonders um der Jugend willen setzte er sich für eine friedvolle und gerechte Welt ein. Er ermutigte sie mit dem Evangelium Jesu Christi für eine bessere Welt zu kämpfen.
Der marianische Papst
Papst Johannes Paul war mit der Gottesmutter Maria in besonderer Weise verbunden. Er hat die Marienfrömmigkeit wie kein anderer Papst vor ihm gefördert. Der Schweizer Theologe Hans Urs von Balthasar, den Johannes Paul II. in den Kardinalstand erhob, hat die Bedeutung des „marianischen Prinzips“ neben dem „petrinischen“ für die Kirche hervorgehoben. Das petrinische oder hierarchische Prinzip ist bedeutsam für die äußere Beständigkeit und Wirksamkeit der Kirche, das marianische bildet die Seele der Kirche. Papst Johannes hat beide Prinzipien in sich vereint. Er war ein Papst, der kraftvoll die Kirche vertreten konnte und ihre Sendung verwirklichte. Marienfrömmigkeit hat ihn zu einem menschlichen und liebenswürdigen Papst in all seinem Handeln gemacht. Das marianische Prinzip darf in der Kirche niemals zu kurz kommen oder fehlen. Auch das gehört zu seinem Vermächtnis.
Persönlich bin ich dem Papst sehr oft begegnet. Ich war auf dem Petersplatz als er am 16. Oktober 1978 gewählt wurde. Am Tag darauf habe ich zum ersten Mal mit ihm gesprochen, als ich in Begleitung des damaligen Bischofs von Fulda Dr. Eduard Schick im Apostolischen Palast war. In den folgenden Jahren war ich mit Studenten und Priesteramtskandidaten oft bei ihm in der Privatkapelle zur Heiligen Messe und anschließendem Gespräch. Als Konzellebrant konnte ich seine tiefe Frömmigkeit miterleben. Sie hat die Priesteramtskandidaten und auch mich tief beeindruckt. Anläßlich eines Ad-limina-Besuches und bei der Bischofssynode im Oktober 2001 über das Bischofsamt, an der ich teilnehmen durfte, war ich auch zum Essen beim Papst eingeladen. Ich habe meinen Antrittsbesuch als Erzbischof von Bamberg 2002 gemacht und am 29. Juni 2003 das Pallium empfangen. Im Januar diese Jahres bin ich ihm zum letzten Mal begegnet. Papst Johannes war ein sensibler Mensch, ein aufmerksamer Zuhörer, ein Kirchenmann, der Hoffnung ausbreitete, ein tieffrommer Priester und ein Papst der Geschichte geschrieben hat.
www.erzbistum-bamberg.de
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter trauern um Papst Johannes Paul II. Seit der Ankündigung beim Weltjugendtag 2002 in Toronto, den nächsten Weltjugendtag im Erzbistum Köln zu feiern, haben sich zahlreiche Verantwortliche und inzwischen mehr als 200 Beschäftigte im Weltjugendtagsbüro unermüdlich engagiert, den Weltjugendtag und insbesondere den Besuch von Papst Johannes Paul II. vorzubereiten.
Mit dem Tod von Papst Johannes Paul II. verliert die Jugend der Welt einen ihrer größten Fürsprecher. Der Papst hat die Weltjugendtage ins Leben gerufen und damit ein zentrales Element seines Pontifikats entwickelt. Es war sein sehnlichster Wunsch, vom 18. bis zum 21. August 2005 nach Köln zu kommen. Unsere Arbeit war vom großen Vertrauen des Heiligen Vaters getragen, für das wir ihm sehr danken. In der Trauer über seinen heutigen Tod sind die Verantwortlichen des Weltjugendtags und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit der Jugend und den Gläubigen in aller Welt verbunden.
Der Herr möge Papst Johannes Paul II. seine verdiente Ruhe geben.
Wir werden unsere Arbeit für den Weltjugendtag unter dem Segen des Verstorbenen fortsetzen. Die Trauermesse des Weltjugendtagsbüros für den verstorbenen Papst wird am Dienstag, den 5. April 2005, um 18 Uhr in der Kirche Sankt Gereon (Köln) gefeiert.
www.wjt2005.de
Der Heimgang unseres Heiligen Vaters erfüllt uns mit Wehmut und Trauer. Mit Johannes Paul II. verliert die katholische Kirche einen großen und kirchengeschichtlich bedeutsamen Papst und die Welt eine herausragende moralische Autorität.
Ich danke dem Herrn, dass er uns in unserer Zeit diesen Papst geschenkt hat, der als Nachfolger Petri die Kirche kraftvoll geleitet und über die „Schwelle der Hoffnung“ ins 21. Jahrhundert geführt hat.
1978 wurde Karol Wojtyla zum Papst gewählt. Seine ersten programmatischen Worte an die Welt lauteten: „Öffnet die Tore für Christus!“ Er selber ging mit Charisma und missionarischer Kraft voran, Türen für Christus aufzustoßen:
• Türen zu allen Völkern und Kontinenten durch seine unzähligen Pastoralreisen;
• Türen in die kommunistischen Länder und in die Dritte und Vierte Welt als ihr Anwalt für Freiheit und Friede, Gerechtigkeit und Menschenwürde;
• Türen zur Ökumene in Ost und West; das interreligiöse Gebet in Assisi, der Besuch in der römischen Synagoge und viele andere ökumenische Begegnungen sind Beispiele seiner Sehnsucht nach Einheit der Christen und der Menschheit;
• Türen zur inneren Erneuerung der Kirche durch seine Anziehungskraft auf die Jugend, die Förderung neuer geistlicher Gemeinschaften, sowie die 1275 Selig- und 488 Heiligsprechungen von Christen als Vorbilder des Christseins in den Herausforderungen unserer Zeit.
Freilich, all dies beschreibt noch nicht den Kern seines Wesens und seiner Ausstrahlung. Johannes Paul II. war vor allem ein Mann des Gebetes, der in einer tiefen Verbundenheit mit Jesus Christus und mit Maria, der Mutter des Herrn, gelebt und aus dieser Kraft heraus die Kirche geleitet und inspiriert hat. Aus dieser tiefen spirituellen Verankerung heraus hat er auch sein langjähriges schweres Leiden gemeistert und der Welt ein Beispiel gegeben, was es heißt, mit Christus zu „leiden, um mit ihm auch verherrlicht zu werden“ (vgl. Röm 8,17).
Papst Johannes Paul II. hat uns und der ganzen Kirche ein großes Vermächtnis hinterlassen. Ich danke Gott mit tiefer Bewegung für seinen langjährigen Dienst. Nun gilt es, sein Vermächtnis in Ehren und lebendig zu halten, indem wir mit seinen Worten beten: „Christus bleibe! Bleibe und lebe fort in unserer Zukunft!“
Unauslöschlich in Erinnerung bleiben wird für uns sein Besuch in Speyer am 4. Mai 1987. Seine Predigt wurde - zweieinhalb Jahre vor dem Fall der Mauer - zu einem eindringlichen Appell, in Verantwortung vor Gott und unter Achtung aller Grundwerte und Grundrechte ein geeintes Europa vom Atlantik bis zum Ural zu schaffen. Die getrennten Kirchen bat der Papst, den mühsamen Weg zur Einheit weiterzugehen und alles zu vermeiden, was Gräben erneut vertiefen könnte. Im Hinblick auf die drei Tage zuvor selig gesprochene Edith Stein mahnte er die Gläubigen der Diözese Speyer: "Seid treue Hüter ihrer Botschaft und ihres Lebenszeugnisses!"
Wir wollen im Bistum unsere Trauer an diesem Sonntag um 12 Uhr mit einem viertelstündigen Trauergeläut öffentlich zum Ausdruck bringen. In allen Pfarreien bzw. Pfarreiengemeinschaft soll zudem in den nächsten Tagen ein feierliches Requiem für den Heiligen Vater gehalten werden. Außerdem soll bis zum Tag der Beisetzung des Papstes in allen Messfeiern in den Fürbitten und im Hochgebet des Verstorbenen gedacht werden. Im Speyerer Dom werden wir für Papst Johannes Paul II. ebenfalls ein Requiem feiern. (Tag und Zeit werden noch bekannt gegeben.)
Danken wir dem Herrn, dass er seiner Kirche Papst Johannes Paul II. geschenkt hat. Und bitten wir ihn, dass er den Verstorbenen in sein österliches Licht aufnehme!
Anton Schlembach, Bischof von Speyer
Johannes Paul II. hat sein Pontifikat der Aufgabe gewidmet, nach dem Vorbild Mariens und dem Beispiel Johannes des Täufers auf Jesus Christus zu zeigen - auf Jesus Christus, den „Redemptor Hominis“, den Erlöser des Menschen. Gerade darin liegen sein „Erfolg“ und seine unermessliche Beliebtheit ganz besonders auch bei jungen Menschen begründet, wie es vor allem auch die von ihm ins Leben gerufenen Weltjugendtage eindrucksvoll erwiesen haben.
Papst Johannes Paul II. verkündete und lebte in überzeugender Weise: Durch Jesus Christus findet der Mensch - der junge wie der alte und gebrechliche - wahres Glück und echte Freiheit. Unvergesslich blieb mir der Satz, mit dem er 1996 seine Ansprache am Brandenburger Tor beendete: „Der Mensch ist zur Freiheit berufen; die Fülle und die Vollkommenheit dieser Freiheit hat einen Namen: Jesus Christus“. Daher wird auch sein Einsatz für den unverfälschten Glauben an die Menschheit und Gottheit Jesu Christi und der daraus erwachsenen ungebrochenen Glaubenstradition der katholischen Kirche verständlich.
Ausgehend von der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus, im Blick auf das Kreuz und im Glauben an die Auferstehung hat sich Papst Johannes Paul II. in unvergesslicher Weise für die Personwürde jedes Menschen eingesetzt – gerade auch des Alten, Kranken und Gebrechlichen - und besonders auch für den Schutz des ungeborenen Lebens gekämpft. In seinem persönlichen Auftreten und in vielen Botschaften hat der Heilige Vater deutlich gemacht: Unabhängig von Rasse und Religion ist jeder Mensch mit größtem Respekt zu behandeln.
Wegen dieser Sicht des Menschen war Johannes Paul II. ein Gegner jeder engstirnigen und oberflächlichen Ideologie. Er hat sich uneingeschränkt für Glaubens- und Gewissensfreiheit eingesetzt, ebenso für den Frieden und soziale Gerechtigkeit im Zusammenleben der Völker. Dieser Papst hat wesentlich dazu beigetragen, dass die gottlose und menschenverachtende Ideologie des Kommunismus überwunden wurde und Deutschland auf der Grundlage einer freiheitlichen Demokratie seine Einheit wieder erlangte. Eindringlich hat der Papst die Religionsführer der Welt beschworen, dass nie und nimmer im Namen Gottes oder der Religion ein Krieg geführt werden dürfe. Jeder Krieg sei eine Niederlage der Menschheit.
Besonders eindrucksvoll war für mich auch, wie unser Papst im Heiligen Jahr 2000 vor dem aufgerichteten Kreuz in der Peterskirche für alle vorausgegangenen Generationen um Vergebung gebeten hat für das, was Christen im Missverständnis des Evangeliums anderen an Unrecht angetan haben. Ebenso hat mich berührt, wie der Heilige Vater gebückt und gestützt auf seinen Krückstock an die Klagemauer von Jerusalem ging und die Vergebungsbitte in die Klagemauer hineingelegt hat, dass alles, was Christen Juden in der Vergangenheit angetan haben, Gott vergeben möge.
Gerade auch als Militärbischof bin ich dem verstorbenen Heiligen Vater überaus dankbar für die Klarheit seiner Stellungnahme für den Frieden und seine eindeutige Position gegen den Krieg, wie es beim Ausbruch des Irakkrieges besonders deutlich wurde. Mit seinem unermüdlichen Eintreten für den Frieden und die soziale Gerechtigkeit ohne falsche Rücksicht auf die politisch herrschenden Kräfte ist Johannes Paul II. der große Mahner zum Wohl der Menschheit geworden. Sein Zeugnis fordert uns alle heraus, sich als missionarische Menschen zu Jesus Christus zu bekennen.
Bistum Eichstätt
In einer Stellungnahme würdigte er das Wirken des Heiligen Vaters:
„Unser Heiliger Vater Papst Johannes Paul II. ist tot. Gott hat ihn zu sich gerufen. Im Evangelium haben wir gelesen: „Und Jesus stand frühmorgens am anderen Ufer.“ Das wünsche ich unserem Heiligen Vater, wenn er an das andere Ufer nach diesem Leben gelangt, dass er Jesus trifft, der auf ihn wartet und dem er als Nachfolger Petri seine Liebe so oft bezeugt hat.
Papst Johanne Paul II. hat über 25 Jahre die Kirche Christi geleitet. Er hat wesentlich am Zusammenbruch des atheistischen Kommunismus uns Staatssozialismus mitge-wirkt. Er hat der Solidarnosc-Bewegung in Polen Mut gemacht. Er hat pastorale Reisen in viele Länder der Welt unternommen und die Schwestern und Brüdern im Glauben gestärkt. Er hat mutige ökumenische Zeichen gesetzt und das Verhältnis der Kirchen zum Judentum auf eine neue und gute Grundlage gestellt. Er hat sich wie kaum ein anderer mutig für den Weltfrieden eingesetzt und Solidarität und Gerechtigkeit gerade für die Armen eingefordert. Manche haben sich an seinen pastoralen Entscheidungen gerieben, aber er hat in Klarheit und Treue die Lehre der Kirche vertreten. Wir hatten einen guten Papst. Gott schenke ihm ewiges, seliges Leben in Christus, unserem auferstandenen Herrn. Ihm nachzufolgen, dazu hat Johannes Paul gerade auch in seinem Leiden und in seiner Krankheit ermutigt. Ich bitte Sie alle um Ihr Gebet für Johannes Paul II.“
Bischof Mussinghoff hält sich zur Zeit mit einer Gruppe von Seminaristen und Prie-steramtsanwärtern in Israel auf. Nach seiner Rückkehr wird im Aachener Dom eine Trauermesse für den verstorbenen Papst gelesen; der genauen Zeitpunkt wird noch bekannt gegeben.
Gerade wir Christen in jenen Ländern, die jahrzehntelang unter kommunistischer Herrschaft gelitten haben, blicken voll Dankbarkeit auf das Pontifikat Johannes Paul II. zurück. Mit seiner klaren Absage an Diktatur und Gewalt hat Johannes Paul II. dazu beigetragen, dass der Eiserne Vorhang fiel und die Völker Europas zu einem Leben in Frieden und Freiheit aufbrechen konnten. Durch seine pastoralen Reisen hat der Papst nicht nur die Gläubigen in aller Welt gestärkt, sondern auch zu Frieden und Versöhnung beigetragen. Erinnert sei besonders an das Gebetstreffen der Religionen in Assisi 1986 oder an seine Versöhnungsgeste im Jahre 2000 an der Klagemauer in Jerusalem.
Nicht müde wurde der Pontifex, wenn es darum ging, seine Stimme gegen Armut, Ungerechtigkeit, Krieg und ungerechte Gewalt zu erheben. In seinen Botschaften stellte er sich immer wieder auf die Seite der Armen und derer, die die Lasten der Konflikte zu tragen hatten.
Papst Johannes Paul II. hat bis zuletzt auch gegen Kritik an seinem Pontifikat festgehalten und damit der Welt ein sichtbares Zeugnis seiner Sendung gegeben. Die Geschichte wird ihn als eine der integrativsten Persönlichkeiten an der Schwelle zum 21. Jahrhundert festhalten.
„Selten hat eine Papstwahl mehr Aufsehen erregt als die Wahl von Karol Wojtyla am 16. Oktober 1978. Zu Recht, wie sich bald zeigen sollte. Von Anfang an tritt Johannes Paul II. als ungewöhnlich kraftvolle, eigenwillige und spannungsreiche Person in Erscheinung. Fest in seiner polnischen Heimat verwurzelt, übt er sein weltkirchliches Amt weltgewandt aus wie kaum einer seiner Vorgänger, der erste Papst des Medienzeitalters, mit einem erstaunlichen Gespür für symbolische Gesten. Bis in den Stil seiner zahlreichen Lehrschreiben hinein öffnet er sich persönlich, sagt „ich“ statt „wir“, verstößt unbekümmert gegen die Regeln kirchendiplomatischer Etikette, sucht stets die Nähe zu den Menschen. Ihm, dem unbeugsamen Gegner des Kommunismus, rufen brasilianische Arbeiter mit erhobener Faust „Genosse“ zu, und noch als Greis begeistert er Millionen von Jugendlichen.
Vielleicht kennzeichnet kein anderes Element den Stil seiner Amtsführung besser als die Vielzahl seiner Reisen. Schon die erste, die ihn nach Santo Domingo und Mexiko führt, signalisiert ein Programm: Es geht dem Papst vor allem darum, das Evangelium zu verkünden und die Menschenrechte zu verteidigen, weltweit und kompromisslos. Beides gehört für ihn untrennbar zur Sendung der Kirche, und bildet zugleich zwei Seiten einer Vision. In der Tat ist dieser Papst in erster Linie ein Visionär. Ihn treibt die Vision einer im Glauben geeinten Kirche und einer in Solidarität und Gerechtigkeit geeinten Menschheit. Deshalb sein beharrliches Eintreten für die Ökumene. Deshalb sein zäher Einsatz für ein neues Europa jenseits der Spaltung durch den Eisernen Vorhang, deshalb schließlich sein unermüdlicher Kampf für eine „Zivilisation der Liebe“ jenseits der Spaltung der Welt durch Armut und Hunger. Diesem Ziel dienen Reise- und Lehrtätigkeit gleichermaßen, dient eine überbordende Fülle von B egegnungen, Gesprächen, Predigten und Lehrschreiben, in denen er wirbt, mahnt, fordert, argumentiert. Er ist zu allen gekommen - ein „global player“, wie unsere Zeit kaum einen zweiten kennt, und ein „global prayer“.
Marianische Frömmigkeit, personbezogenes Denken und unerschütterliche Glaubenstreue prägen Johannes Paul II., gepaart mit Humor, der Fähigkeit zum Zuhören und, im Laufe der Jahre immer stärker hervor tretend, eiserner Willenskraft. Aus alledem entsteht ein Lebenswerk, das auch seinen Kritikern Respekt abnötigt. Er hat Geschichte gemacht, nicht nur Kirchengeschichte. Niemand kann seinen unschätzbaren Beitrag zum Ende des Kommunismus bestreiten, niemand seine mannigfachen grenzüberschreitenden Initiativen, besonders in Bezug auf die nichtchristlichen Religionen. So bei seinem Besuch der Synagoge in Rom, an der Klagemauer in Jerusalem, in der Moschee in Damaskus, durch die Friedensgebete in Assisi. Gegen Widerstände setzt er im Jahr 2000 das große Schuldbekenntnis der Kirche durch, seinen Attentäter besucht er im Gefängnis und verzeiht ihm öffentlich, angesichts der Zunahme kriegerischer Gewalt tritt er fast flehentlich immer wieder für den Frieden ein, nähert sich bis auf Haare sbreite einem strikten Pazifismus. Er passt in keine Schublade, zeigt Ecken und Kanten, manchmal auch Schroffheit, manchmal Verletzbarkeit. Keineswegs alle seine Entscheidungen finden ungeteilte Zustimmung, einige stoßen sogar auf scharfe Kritik und Widerstand. Zu beirren vermögen ihn solche Reaktionen nicht.
In Erinnerung bleiben werden vermutlich am ehesten Bilder aus den letzten Lebensjahren des Papstes, Bilder eines weißhaarigen Greises, der sich, von schwerer Krankheit immer tiefer gebeugt, unbeugsam an seinem Hirtenstab fest hält. Sinnbilder der Entschlossenheit, seinen Weg bis zum Ende zu gehen. Nun durfte er loslassen. Johannes Paul II. ist tot. Ein großer Papst ist gestorben. Der Glaube, in dem und für den er lebte, verbietet es, darin nur einen Anlass zur Trauer zu sehen.“
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