Lebenslauf
des hl. Pfarrers von Ars
Pfarrer
von Ars (1786-1859)
Berichte
aus seiner Arbeit für das Heil der Seelen
Mit
kirchlicher Erlaubnis
Diese
wahren Berichte sind aus französischen Dokumenten
übersetzt.
Sie
wollen den Menschen zeigen, wie man sich durch die
guten Ratschläge des Pfarrers von Ars in diesem
Leben vor Schaden bewahren kann. Besonders aber im
Jenseits ersparen wir uns viele Fegfeuerqualen,
wenn wir hier die Sünde meiden und unsere Seele
nicht beflecken. Denn
Gott will uns im Fegfeuer nicht quälen, sondern
reinigen, bevor wir zu Ihm in die Ewigkeit kommen. |
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Der
Apostel Paulus sagt: “Nicht Unreines kann zu Gott
kommen.”
Vorwort
Dieser
Sammlung interessanter Tatsachen und Begebenheiten aus
dem Leben des heiligen Pfarrers von Ars nach Berichten
glaubwürdiger Zeugen zusammengestellt. Sie zeigen in
vielfacher Weise auf, wie Gott durch seine Auserwählten
spricht. Seine außerordentliche Gabe befähigte ihn, mühelos
in den Seelen zu lesen wie in einem aufgeschlagenen
Buch. "Als sein Blick den meinen traf, - berichtet
ein Beichtkind - drang er mir buchstäblich bis auf den
Grund der Seele."
Die
Ereignisse, welche er voraussah, gaben ihm in der Folge
ausnahmslos recht. Wir werden hören, wie er den
Schleier von der Zukunft hob, ob es sich nun um Laien,
Ordensleute und Priester oder Missionare handelte; wir
erfahren, wie vertraut er mit den verschiedensten
Angelegenheiten war, mochte es sich um eine Bekehrung,
um einen Abfall von Gott, um Krankheit, Tod und Genesung
handeln.
"Kann
ich mich auf Ihr Wort verlassen", wagte ihm ein
junges Mädchen zu sagen, das er in einen Orden
verwiesen hatte, "Sie kennen mich doch gar nicht.
" "Wie, ich kenne Sie nicht?" erwiderte
er lebhaft; "aber ich lese doch in Ihrem Innern so
als hätte ich Sie Ihr Leben lang beichtgehört."
Menschlich betrachtet, sind diese Visionen nicht erklärlich.
Nach
einem Urteil von Papst Benedikt XIV. handelt es sich
hier um eine Wissenschaft und eine Weisheit, die vom
Heiligen Geist stammen und sind eine offensichtliche
Belohnung und eine Frucht des lebhaftesten Glaubens. Das
Apostolat des Heiligen von Ars reicht weit über sein
Grab hinaus. Es gibt keine Lebenslage, in der die Seele
guten Willens bei der Lektüre dieser Aufzeichnungen
nicht finden könnte, wessen sie bedarf: Ratschläge,
Mahnungen, Warnungen, Worte des Trostes, eine Anregung
zu lebendigem Glauben und kindlichem Vertrauen und eine
heilsame Ermutigung, unverzagt voranzuschreiten, hinein
in das ewige Leben.
Gebe
Gott, daß es vielen Seelen zum Heile gereiche, den
Frommen, den Ungläubigen, den Irrenden, den
Zweifelnden, den Verzagten, den Ratlosen, und allen Unglücklichen,
die da meinen, es gäbe für sie keine Rettung mehr. So
wirkt Gott durch seine Heiligen
Wie
eine Trauernde getröstet wurde
Herr
und Frau Chervet, ausgezeichnete Christen, hatten aus
eigenen Mitteln eine Schule eröffnet, die von ihrer
Tochter Josephine geleitet wurde. Als Lehrkraft
erhielten sie eine Ordensfrau namens Saint-Joseph, mit
der sie vorzüglich zusammenarbeitete. Alles ging gut
bis zum März 1852, als Katastrophe über Katastrophe über
sie hereinbrach.
Frau
Chervet erkrankte an Typhus und starb, während ihre
Tochter, die sich bei der Pflege ihrer Mutter infiziert
hatte, ihr 10 Tage später folgte. Herr Chervet
vermochte dem Ansturm dieser Prüfungen nicht
standzuhalten und starb kurz darauf mit 62 Jahren.
Schwester Saint-Joseph blieb allein zurück. Was konnte
sie anderes tun als für ihre edlen Freunde zu beten um
selbst auf diese Weise Trost und Frieden zu finden.
Eines Tages kam sie nach Ars und traf den Pfarrer in der
Sakristei an. Kaum hatte sie die Schwelle überschritten,
als er ausrief: "O mein Kind, wie glücklich sind
sie doch alle! (Ihre Verstorbenen) Weinen Sie nicht! Sie
würden sie bestimmt nicht wieder zurückholen auf diese
Welt so voll des Elends, jetzt nachdem sie ihr Ziel
erreicht haben!" Sie hatte kein Wort gesprochen, er
kannte weder ihren Namen, noch wußte er, woher sie kam.
Wie konnte er Kenntnis von diesen Dingen erlangt haben,
wenn nicht auf übernatürliche Weise! Als die Schwester
ihn so reden hörte, faßte sie Mut, die Freude erfüllte
ihre Seele und sie kehrte getröstet und Gott preisend
nachhause zurück. (Dokument 8)
Zwei
auserwählte Seelen
Die
Baronin Prosper des Garets, die Gattin des Bürgermeisters
von Ars gab beim Heiligsprechungsprozeß folgendes
bekannt: Der Pfarrer liebte die Armen Seelen über
alles. Ich bin überzeugt davon, daß er in direkter
Verbindung mit ihnen stand und daß das Fegfeuer ein Ort
war, an dem er gut Bescheid wußte. Frl. Ecrivieux aus
Bourg machte sich schwere Sorgen um ihren plötzlich
verstorbenen Vater, der sich sein ganzes Leben lang
jedem religiösen Einfluß widersetzt hatte. Sie wandte
sich an den Pfarrer, der ohne zu zögern antwortete:
"Er ist gerettet, bleibt aber für eine
undefinierbar lange Zeit im Fegfeuer.” Für meine
Mutter, die eine sehr fromme Frau gewesen war, glaubte
ich nach ihrem Tode nicht beten zu brauchen. Ich sprach
mit dem Pfarrer darüber. "Im Gegenteil sagte er
beten Sie viel für sie." Und zu meiner Schwester
gewandt: "Seien Sie beruhigt, Ihre Mutter ist an
einem guten Platz” “Heißt das, daß sie im Paradies
ist?" "Nein, das meinte ich nicht.” Wir
begriffen, daß er uns damit sagen wollte, daß sie
nicht lange zu leiden brauchte.
Nach
einem Leben voll von guten Werken, war Frl. Adele
Murinais an einer langwierigen und schmerzhaften
Krankheit gestorben. Ich empfahl sie dein Gebet des
Pfarrers. "Für sie braucht man nicht zu
beten", antwortete er mir und als eine Verwandte
ihn bat, heilige Messen für ihre Seelenruhe zu lesen, lehnte
er ab und sagte: "Sie bedarf ihrer nicht."
Frl. De Bar, eine meiner Verwandten, beklagte den Tod
ihrer Mutter, deren Leben voll von Prüfungen gewesen
war: Der Pfarrer sprach sie an und sagte zu ihr:
"Sie haben Ihre Mutter verloren, sie ist im
Himmel.” "Ich wage es zu hoffen, Herr Pfarrer.”
"Jawohl, sie ist im Himmel." Und als sie ihm
den Rosenkranz ihrer Mutter reichte, damit er ihn segne,
führte er ihn voll Ehrfurcht an die Lippen. Ich habe
viele Begebenheiten ähnlicher Art erlebt und bin überzeugt,
daß er wußte, was im Fegfeuer geschah.
Ja,
aber er ist sehr tief unten
Ein
junges Mädchen aus Saoneet- Loire war in eine
Kongregation ihres Heimatortes eingetreten, vermochte
sich aber bei bestem Willen nicht hineinzufinden. Von
Mutlosigkeit erfaßt, war sie bereit aufzugeben, was sie
für ihre Berufung gehalten hatte. Gleich so vielen
anderen in ähnlicher Lage, kam ihr der Gedanke, den
Pfarrer von Ars zu befragen. Die Unterredung war nur
kurz. Kaum kniete sie im Beichtstuhl, als der Pfarrer zu
ihr sagte: "Mein Kind, Sie sind nicht dort, wo der
liebe Gott Sie haben will. Sie müssen in jene
Kongregation eintreten.” "Aber ich habe bereits
mehrere Probe Monate hinter mir. Wird man mich anderswo
aufnehmen?" - "Ja mein Kind, begeben Sie sich
sofort in das genannte Kloster.” "Soll meine
Schwester, die ebenfalls Postulantin ist wie ich, auch
mit mir kommen?" "Nein, sie nicht, sie soll
bleiben, wo sie ist.” Noch etwas wüßte ich gern:
"Unser Vater starb durch einen Unfall. Ist er
gerettet?" "Ja, er ist gerettet, aber er ist
sehr tief unten.”
Das
junge Mädchen befolgte die Weisungen des Pfarrers. Sie
wurde in die angegebene Kongregation aufgenommen und
wandelte fröhlich auf dem Wege, den der Heilige ihr
gewiesen hatte. Entgegen der Weisung des Heiligen, war
ihre Schwester denselben Weg gegangen. Sie starb bereits
als Novizin.
Er
ist gerettet
"Meine
Gedanken sind nicht eure Gedanken", sagt der Herr.
Seine Absichten .sind in der Tat undurchdringlich. Dort
wo ein Mensch zuweilen verdammt, kann Gott hingegen
lossprechen. Sein Erbarmen ist ohne Grenzen. Manche
Todesfälle lassen uns schaudern, da alle Anzeichen zu
einem schlimmen Ende gegeben scheinen; und Gott, der das
für uns Verborgene durchdringt, verzeiht. Wie tröstlich
ist doch dieser Gedanke! Der folgende Bericht ist ein rührender
Beweis dafür. M. Guillaumet, langjähriger Superior
eines Klosters in Saint-Dizier begab sich nach Ars. In
seinem Abteil sprach man von nichts anderem als von den
Wundern, die in dem heiligen Dorf geschahen. Der Name
Vianney war in aller Munde. Neben dem Geistlichen saß
eine schwarzverschleierte Dame und hörte schweigend zu.
Als die Pilger in Ars ausstiegen, wandte sie sich an M.
Guillaumet und sagte: "Erlauben Sie, daß ich Ihnen
nach Ars folge. Es ist ja gleich, wohin ich mich begebe,
ich reise um mich abzulenken. " Er versprach sein möglichstes
zu tun, um sie dem Heiligen zuzuführen. Er geleitete
sie auf den Weg zwischen Kirche und Pfarrhof. Der
Heilige erschien, noch mit dem Chorrock bekleidet. Er
ging langsam, gesenkten Hauptes. Plötzlich blieb er vor
dieser Dame in Trauer stehen und sagte leise zu ihr:
"Er ist gerettet." Sie war in höchstem Maße
überrascht und nochmal sagte er: Er ist gerettet. Dann
fügte er, jedes Wort betonend hinzu: "Er ist im
Fegfeuer und Sie müssen viel für ihn beten. Zwischen
dem Brückengeländer und dem Wasser hatte er soviel
Zeit, daß er einen Akt der Reue erwecken konnte. Die
Mutter des Herrn hat ihm diese Gnade erlangt. Im Monat
Mai hatten Sie eine Marienstatue in Ihrem Zimmer stehen
und Ihr ungläubiger Gatte ließ es geschehen; er hat
sogar manchmal mit gebetet. Dadurch hat er die
Verzeihung im Tode erlangt.” Guillaumet verstand von
alledem nichts. Erst am darauffolgenden Tag erfuhr er
den Zusammenhang. Sie dankte ihm für seine Hilfe und
sagte: "Ich verlasse Ars und kehre geheilt
nachhause zurück. Die Ärzte hatten mich der Gesundheit
wegen auf die Reise geschickt, aber in mir nagte ein
verzweifelter Schmerz. Mein ungläubiger Mann hat
Selbstmord begangen und ich hatte doch so ganz :in der
Hoffnung gelebt, ihn Gott zuzuführen. Nach dem was
geschehen war, konnte ich ihn nur für ewig verloren
halten. Nie mehr würde ich ihn wiedersehen! Und nun
haben Sie selbst gehört, wie der Heilige sagte: Er ist
gerettet. Ich werde ihn im Himmel wiederfinden, ich bin
geheilt.
Fahren
Sie fort, für ihn zu beten
Anfangs
1859.verließ Frau Ladreyt aus Lyon eben den
Beichtstuhl, als Vianney sie nochmals zurückrief mit
der Frage: "Haben Sie viel für M. Neyrand gebetet?
Warum fahren Sie nicht damit fort?" Neyrand war ihr
früherer Beichtvater gewesen und vor 3 Monaten
gestorben. Nach einigen Wochen hörte sie auf für ihn
zu beten, da sie es im Falle dieses heiligen Priesters
nicht für nötig hielt. "Ich wähnte ihn im
Himmel" erwiderte sie "und habe deshalb nicht
mehr für ihn gebetet." - "Nein, mein Kind,
seit er in Ajaccio gestorben ist, leidet er im Fegfeuer
Qualen, weil er mit seinen Beichtkindern zu nachsichtig
gewesen ist. " (Dokument Nr. 51)
Der
Glöckner
Am
1. Juli 1855, als ein junger Mann während eines
heftigen Gewitters die Kirchenglocken läutete, um den
Blitz abzulenken, wurde er zusammen mit dem
Mesner der Pfarrei im Glockenturm erschlagen. Die arme
Mutter war untröstlich. Sie trug ihren Schmerz
dem Pfarrer vor. Er dachte eine Weile nach und sagte
dann: "Ihr Sohn war doch der jüngere der beiden Männer,
die läuteten? Nun, trösten Sie sich. Sein ewiges Heil
ist gesichert. Er verdankt dies der treuen Erfüllung
seiner Christenpflichten und der guten Gewohnheit,
monatlich und an den Marienfesten die hl. Kommunion zu
empfangen, wie Sie es ihn gelehrt hatten. Erinnern Sie
sich an seine letzte Beicht und Kommunion am Festtag
unserer Lieben Frau vom Karmel, 14 Tage vor seinem Tode?
Dieses gute Kind hat sich bis zu seinem letzten
Seufzer im Stande der Gnade befunden. Also beruhigen Sie
sich, aber beten Sie für ihn und lassen Sie für ihn
beten." “O,” schloß der Heilige das Gespräch,
“wie ausgezeichnet ist es doch, den häufigen
Sakramentenempfang in den Familien zu pflegen."
Trauer
um ein Kind
Im
Jahre 1846 kam eines Tages eine junge Frau in Trauer in
Ars an. Ihre Augen waren vom Weinen gerötet, denn seit
sie das frische Grab ihres Töchterchens verlassen und
ihrem kleinen entflohenen Engel Lebewohl gesagt hatte,
waren ihre Tränen nicht mehr versiegt. - Sie erreichte
Ars wunden Herzens und von heimlicher Auflehnung gegen
Gottes Ratschluß erfüllt. Wie war es möglich, daß
ihr der gute Gott dieses heißgeliebte Kind wegnehmen
konnte! Sie wird diese unlösbare Frage dem Pfarrer
vorlegen, der in den Seelen lesen und die verzweifelten
Herzen wieder aufrichten konnte. Als sie vor ihm
erschien, wollte sie ihm alles berichten, ihre Trauer,
ihren Schmerz. Er ließ sie aber gar nicht zu Wort
kommen, sondern fragte sie sogleich, nachdem sich die
Sakristeitüre hinter ihr geschlossen hatte: "Beten
Sie auch viel für Ihre Kleine? Sie muß sehr im
Fegfeuer leiden!" - "Mein Vater, Sie wissen
also, daß ich sie verloren habe?" - "Danken
Sie dem guten Gott, daß er sie hinweggenommen hat, denn
sie wäre verloren gegangen, sie war allzu frühreif und
zum Bösen geneigt. " - Warum ihre Tochter
gestorben war, das hatte sie nun erfahren und daß sie
frühreif gewesen war, diese Tatsache hatte sie mehr als
einmal beunruhigt. Nie aber hätte sie geglaubt, daß
ein 5-jähriges Kind mit Wissen sündigen könne. An den
Worten des Heiligen war indes nicht zu zweifeln. Sie zog
sich in einen Winkel der alten Kirche zurück und fand
vorerst nicht die Kraft zu beten, aber sie begann
nachzudenken. Kein Mensch hatte mit dem Pfarrer über
sie gesprochen, dessen war sie sicher, dennoch hatte er
durch eine menschlich unerklärliche Offenbarung vom
Tode und der frühreifen Entwicklung des kindlichen
Verstandes Kenntnis gehabt. Wenn er das wußte, konnte
er sich kaum über das Fegfeuer geirrt haben. Ja, es war
in der Tat besser, daß die kindliche Seele durch ein
vorübergehendes Sühneleiden geläutert wurde als ewig
verdammt zu werden. Ein Schauder erfaßte sie bei dem
Gedanken, daß ihr Kind auf ewig verloren wäre, wenn
das Erbarmen Gottes es nicht gerettet hätte. Sie murrte
nicht mehr, sie dankte Gott und betete eifrig um seine
Befreiung.
Himmel,
Fegfeuer und Hölle
Eine
ehrenwerte Bewohnerin von Lyon hatte fünfmal das Glück,
den Pfarrer von Ars zu sprechen. Sie berichtet
interessante Dinge. "Ich war 18 Jahre alt und schon
hatte sich der Ruf des Pfarrers weithin verbreitet. Ich
war Krankenpflegerin geworden und beabsichtigte, ins
Kloster einzutreten. Als ich eine günstige Gelegenheit
fand, fuhr ich mit Freunden nach Ars, wo ich eine
Generalbeichte abzulegen wünschte. Wir kamen gegen
Abend an, aber da wir nur einen Tag und zwei Nächte
hier bleiben sollten, waren die Aussichten, den Pfarrer
zu sprechen, äußerst gering. Am besten war es wohl auf
ihn zu warten, wenn er sich durch den Glockenturm in
seinen Beichtstuhl begab." Da kam er auch schon des
Weges, von vielen umdrängt. Jeder erbat sich ein Gebet
oder einen guten Rat. Er antwortete voll Güte. Plötzlich
richtete er seinen durchdringenden Blick auf mich.
"Folgen Sie mir, - sagte er - Sie haben keine Zeit
zu warten. " Er bahnte sich einen Weg durch die
Menge bis zu seinem Beichtstuhl. "Sie sind nach Ars
gekommen und Gott hat Ihnen eine große Gnade geschenkt,
eine sehr große Gnade; Sie werden sich später daran
erinnern, denn es wird eine Zeit kommen, in der sie von
Ungläubigen umgeben sind. Sie wollen eine
Generalbeichte ablegen, das ist nicht notwendig. Sie
haben eine sehr gute erste hl. Kommunion gefeiert."
"Was meinen Beruf betraf, so sagte er: Gott ruft
Sie in die Welt und Sie werden dort Ihr Heil wirken.
" - So widmete ich mich denn der Krankenpflege.
Eine Kusine von mir lag am Typhus darnieder und dem Tode
nahe. Ihre Mutter ließ sich bewegen, eine Pilgerfahrt
nach Ars zu geloben, falls ihre Tochter am Leben bliebe.
So suchten wir denn nach erfolgter Genesung zu zweit den
heiligen Pfarrer auf. "Danken Sie Ihrer Kusine dafür,
daß Sie Ihnen den Weg hierher gewiesen hat. Ohne sie wären
Sie in der Hölle. Und nachdem er ihr die Gründe
genannt hatte, fügte er nach der Beichte hinzu: Übrigens,
wie undankbar Sie doch sind! Seit 10 Jahren schmachtet
Ihr Vater im Fegfeuer. Sie leben von seinem Vermögen
und denken nicht dar an, die einzige hl. Messe lesen zu
lassen, die ihn befreien würde." Bei diesen Worten
dachte ich an meine Großmutter und wollte ihn eben
fragen, als er mir zuvorkam und antwortete: Ihre Großmutter
bedarf Ihrer Gebete nicht, sie ist es, die für Sie
betet. Das war eine Heilige, die nicht einmal durch die
Flammen des Fegfeuers hindurch mußte. " Da ich
ohne Stellung war, verwies mich der Pfarrer an eine Dame
in Lyon. Aber unterwegs lernte ich eine Frau aus St.
Etienne kennen und ließ mich überreden, mit ihr zu
kommen. In ihrem Hause hatte ich viel zu leiden und fand
mich gefährlichen Gelegenheiten zur Sünde gegenüber.
Als ich den Pfarrer wiederum traf, rief er aus: "So
sind Sie also nach S. Etienne gegangen. Wenn Sie mich um
Rat gefragt hätten, wäre dies nicht geschehen. Sie
werden viel, sehr viel Unglück erleben. Sie müssen
diese Person sofort verlassen. Sie verlangt 15 francs
von Ihnen, obwohl sie Ihnen weit mehr schuldig ist. Aber
geben Sie ihr, was sie fordert sobald Sie zurück sind,
sie wird Ihnen sonst allerlei antun." Bei meiner Rückkehr
erledigte ich die Angelegenheit, wie er mich geheißen
hatte und nahm Stellung bei einer frommen Dame. Eines
Tages kam mir der Gedanke, ein junges Mädchen aus der
Nachbarschaft mit nach Ars zu nehmen. Als ich den
Beichtstuhl betrat, sagte der Pfarrer, ohne daß ich ein
Wort gesprochen hätte: "Sie haben ein junges Mädchen
hierher geführt, von dem nichts zu hoffen ist. Gott
wird Sie trotzdem für Ihre gute Tat belohnen, aber es
wird Ihnen nicht gelingen, sie auf den rechten Weg zu
bringen, Sie werden im Gegenteil durch sie gefährdet.
Brechen Sie diese Beziehungen sofort ab!" Später
habe ich erfahren, daß diese traurige Prophezeiung sich
erfüllte.
Armer
Familienvater
1849
begab sich Frau Meunier aus Perreux nach Ars um zu
beichten und dem heiligen Pfarrer ihre Sorgen
anzuvertrauen. Eben hatte sie begonnen: Mein Vater...
als er sie unterbrach mit den Worten: "Mein Kind,
Ihr Gatte arbeitet am Sonntag. Sagen Sie ihm, er soll
diese schlimme Gewohnheit unterlassen. Es wird ein
Augenblick kommen, an dem er froh ist, auf mich gehört
zu haben. " Höchst erstaunt über diese
Offenbarung, kehrte sie nachhause zurück um ihrem
Gatten Bescheid zu sagen. "Nie wieder werde ich
sonntags arbeiten'.' sagte er und hielt Wort. Ein Jahr
später, als er am Dreifaltigkeitssonntag aus der Kirche
zurückkehrte, scheute sein Pferd, er stürzte und starb
ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben. Welch ein
Kummer für die fromme Gattin! Der Gedanke, daß er plötzlich
und ohne Sakramente gestorben war, erfüllte sie mit
unerträglicher Qual. Wieder in Ars, erklärte ihr der
Pfarrer, noch ehe sie ein Wort geäußert hatte:
"Sie sind der Meinung, daß in Ihrer Familie ein
Verlorner ist. Ich nicht." - Sie erzählte ihm
nichts von dem schrecklichen Unfall und erwähnte ihren
Gatten nicht einmal. Sie sagte nur: "Mein Vater,
wird die Person, um die es sich handelt, lange Zeit im
Fegfeuer zu leiden haben?" - Er dachte schweigend
einige Minuten nach, dann sagte er: "Der arme
Familienvater, - seufzte er - welch ein Unglück!"
Es war aber bei dem Gespräch weder von dem Unfall noch
von der traurigen Lage der Witwe die Rede gewesen, die
fast mittellos 5 Kinder zu ernähren hatte. "Armer
Familienvater! Er braucht mehrere hl. Messen um in den
Himmel zu kommen. In drei Jahren wird er am Ziel sein
und Sie werden es durch eines Ihrer Kinder erfahren.
Drei Jahre später befand sich eines ihrer Kinder bei
einer Tante weit weg. Eines Tages träumte sie, daß
dieses Kind tot war, sie sah es in Begleitung ihres
Mannes in den Himmel aufsteigen. Das Kind hatte Perreux
in bester Gesundheit verlassen. Nun erinnerte sie sich
an das Wort des Heiligen: "Der Himmel... in 3
Jahren.. Sie werden es durch eines Ihrer Kinder
erfahren." (Dokument NR. 38)
Der
Schutzengel
"Mein
Großvater Maurice Vernay war Fuhrunternehmer in Roanne
und hatte reichlich zu tun, denn seine Wagen waren
bequem und seine Pferde kräftig. Er war ein frommer
Mann, der niemals eine lange Reise unternahm, ohne den
Gottesdienst besucht zu haben. Eines Tages ersuchte ihn
eine Generalswitwe, sie mit ihrer Zofe nach Ars zu
fahren. Großvater fand die Zeit denkbar ungünstig,
denn die Flüsse führten Hochwasser und man mußte eine
Fähre überqueren; die Sache war also nicht ohne
Gefahr. Aber trotz aller Einwendungen bestand die
befehlsgewohnte Dame auf ihrem Vorhaben. Man bricht also
auf. Angesichts des reißenden Flusses, den es zu überqueren
gilt, zögerte mein Großvater abermals, aber die Dame
schwingt sich auf den Sitz des Kutschers und befiehlt
loszufahren. Das Pferd kämpfte kräftig gegen die Strömung
an, verlor aber bald den Boden unter den Füßen und
wurde mitsamt dem Gefährt abgetrieben. Mein Großvater,
der machtlos war, rief mit der ganzen Inbrunst seines
Herzens seinen Schutzengel zu Hilfe. Plötzlich war ihm
als faßte eine kräftige Hand die Zügel des Pferdes
und geleite es ans andere Ufer. Das Tier verdoppelte
seine Anstrengungen und erreichte das Ufer. Großvater
wandte sich diesmal mit Autorität in der Stimme an die
Damen: "Danken wir Gott, wir sind eben auf
wunderbare Weise dem Tode entronnen.” Alle warfen sich
ergriffen zu Boden um Gott zu danken. In Ars angekommen,
begaben sich die beiden Damen in ein Hotel, während Großvater
sofort zur Kirche ging, wo er als einer der ersten in
die Sakristei gelangte. Ehe er noch zu beichten begann,
sagte der Pfarrer zu ihm: "Aber Vater Maurice, wie
konnten Sie nur! Was war das doch für eine
Unvorsichtigkeit, sich in einen derart reißenden Strom
zu begeben! Sie wären alle zugrunde gegangen, wenn
Ihnen Ihr Schutzengel nicht zu Hilfe gekommen wäre."
- Man kann sich die Überraschung meines Großvaters
vorstellen. Außer ihm und den beiden Frauen hatte kein
Mensch eine Ahnung von dem Ereignis gehabt.
Spiritismus:
“Julius, bleib stehen”
Es
war zu der Zeit als viele Leute sich mit Spiritismus
befaßten und an Sitzungen teilzunehmen pflegten, um mit
Geistern in Verbindung zu treten. Bei der besseren
Gesellschaft gehörte dies geradezu zum guten Ton. Der
folgende Bericht beweist wieder einmal, was von solchen
Spielereien zu halten ist. Graf Jules de Maubou, der in
Villefranche Güter besaß, verbrachte einen Teil des
Jahres in Paris. Er war der Typ des Weltmenschen und
dennoch guter Christ. Wann immer er nach Ars kam,
besuchte er den Pfarrer und beichtete bei ihm; so waren
sich Priester und Edelmann nahe gekommen. Wiedereinmal
begab er sich nach Ars und freute sich im voraus darauf,
seinen Seelenführer, seinen ehrwürdigen und heiligen
Freund wiederzusehen. Fröhlichen Mutes geht er
geradewegs auf die Kirche zu. Welch ein Glück! Da steht
ja der gute Pfarrer vor seiner Tür. Es sieht so aus als
wollte er etwas Luft schöpfen zwischen zwei Beichten.
Bei seinem Anblick beschleunigt unser Graf die Schritte.
Lächelnd streckt er dem Pfarrer die Hände entgegen.
Schmerzliche Überraschung! Der Pfarrer nimmt sie nicht,
er nagelt ihn mit einer Handbewegung fest und sagt mit
trauriger und zugleich strenger Stimme: "Julius,
bleiben Sie stehen! Vorgestern haben Sie mit dem Teufel
ein Geschäft gemacht. Gehen Sie beichten!" Verblüfft
bleibt der Graf stehen, stumm wie angewurzelt und überlegt,
was er wohl angestellt haben konnte. Er erinnert sich
gar nicht mehr daran, an einer spiritistischen Sitzung
teilgenommen zu haben. Vianney lädt ihn mit sanften
Worten ein, ihm zu folgen. Gehorsam kniet er im
Beichtstuhl nieder und muß sich erzählen lassen, was
sich zwei Tage zuvor im Salon der Gräfin zugetragen
hatte. Er läßt auch nicht einen Umstand aus. Schließlich
erklärt er ihm, daß derlei Dinge des Teufels sind und
nahm ihm das Versprechen ab, in alle Zukunft die Finger
davon zu lassen.
Geisterbeschwörung
Antoine
Saubin war 15 Jahre alt, als seine Mutter starb. Obwohl
er im christlichen Geist erzogen worden war, machte er
bald mit allen religiösen Übungen schluß. Er war kein
schlimmer Junge. In seinem Herzen glomm der Glaube unter
der Asche. Wenn er an einer Kirche vorbeiging, erfaßte
ihn eine Art Heimweh. 27 -jährig nahm er Verbindung mit
mehreren Familien auf, die dem Spiritismus ergeben
waren. Fürchterliche Haluzinationen verfolgten ihn. Er
beschloß, den Pfarrer von Ars aufzusuchen, um sich über
diese Vorgänge Klarheit zu verschaffen. Er fand ihn in
der Kapelle der hl. Philomena, wo er sein Brevier zu
beten pflegte. Antoine harrte eine Viertelstunde aus und
wurde ungeduldig. "Wenn dieser Priester den Geist
Gottes hätte, wie man von ihm sagt, dann wüßte er
genau, daß ich ihn sprechen möchte und daß ich es
eilig habe." In diesem Augenblick wandte sich der
Pfarrer um, schaute den verblüfften Antoine an und
sagte: "Geduld, mein Freund, gleich stehe ich Ihnen
zur Verfügung." Als er dem Pfarrer sein Anliegen
auseinander gesetzt hatte, sagte dieser: "Alle Ihre
Visionen sind nur Vorspiegelungen des Satans um Sie zu täuschen.
Besuchen Sie jene Häuser nicht mehr! Halten Sie eine
Novene zu unserer Lieben Frau von Fourviere und all dies
wird aufhören. " Schon empfand der junge Mann
einen ungekannten Frieden und doch war seine Seele noch
mit Schuld beladen. "Soll ich nicht beichten",
fragte er den Heiligen. "In Fourviere"
erwiderte dieser, "werden Sie einen guten Priester
finden, der Ihnen sagen wird, was Sie zu tun haben. Das
war anfangs 1859. Am Feste des hl. Joseph trat der junge
Mann bei den Trappisten von Notre Dame des Dombes ein
und erhielt den Namen Bruder Joachim. Später wurde er
durch Auflegung einer Reliquie des heiligen Pfarrers von
einer tödlichen Krankheit geheilt. Er starb eines
heiligmäßigen Todes.
Was
er Geistlichen sagte
Mehrere
Priester besuchten gemeinsam den Heiligen in Ars. Einer
von ihnen M. Dewatine erzählt, daß er kein rechtes
Vertrauen hatte in all das, was er zu hören bekam und
als der Pfarrer von seinem Pfarrhof zur Kirche ging,
hielt er sich abseits. Wie groß aber war seine
Erregung, als der Heilige auf ihn zuging, ihm auf die
Schulter klopfte indem er sagte: "Haben Sie
Vertrauen, mein Freund!" - M. Lefranc berichtet,
daß
ihm der Pfarrer nach der Beichte sagte: "Sie
sollten sich bald auf den Tod vorbereiten. Sie werden in
Kürze mit einer kranken Schulter zu tun haben und daran
sterben. " Lefranc fügte hinzu, er bereitete sich
zwar vor, glaubte jedoch nicht an die Prophezeiung, da
er sich in ausgezeichneter Gesundheit befand. Wenige
Monate später aber starb er tatsächlich an dem vom
Pfarrer genannten Leiden.
Was
einer Weltdame gesagt wurde
Wie
war diese junge Dame nur unter die frommen Pilger von
Ars geraten? Ohne Zweifel war sie von der Neugierde
getrieben und auch von den Gewissensbissen wegen ihres
eitlen Daseins, das so fruchtbar hätte sein können.
Kurz, sie gelangte in den Beichtstuhl, empfand keinerlei
innere Erregung und sagte sich: Was wird dieser kleine
Bauernpfarrer mir schon beibringen! Plötzlich begann
sie zu zittern. Der Pfarrer hatte sie beim Namen
genannt. "Oh Sie arme s Kind, wann werden Sie Ihr
nutzloses und ausschweifendes Leben aufgeben? Wann
werden Sie aufhören, die Geduld Gottes zu mißbrauchen?
Er will Sie bei den Maristenschwestern haben. Er hat Ihr
Versprechen, ihm ganz zu gehören, nicht
vergessen." - Richtig, sie war einmal sehr fromm
gewesen und hatte sich durch dieses Versprechen
gebunden, war aber von ihrem Eifer abgefallen und suchte
sich in einem Wirbel von Eitelkeit, Lustbarkeit und
Festlichkeiten zu betäuben. Die Worte des Pfarrers
trafen sie zu tiefst, dennoch brachte sie den Mut nicht
auf zu jenem energischen Entschluß, den der Heilige für
notwendig hielt. Sie fiel wieder in ihre früheren
Lebensgewohnheiten zurück und heiratete. Um ihr
Gewissen einzuschläfern, versprach sie, falls Gott ihr
ein. Mädchen schenken sollte, es der heiligen Jungfrau
zu weihen und christlich zu erziehen. 10 Jahre später
wurde ihr Wunsch erfüllt. Sie gab dem Kind den Namen
Maria, aber es erkrankte nach einigen Monaten und war
dem Tode nahe. So nahm sie es in die Arme und trug es
zum Altar von Notre- Dame in Paris. Dort gelobte
sie" ihrer kleinen Maria ein wahrhaft christliches
Beispiel zu geben. Das Kind wurde gesund. Aber durch
eine unbegreifliche Leichtfertigkeit geriet sie abermals
an den Rand des Unglaubens. Da nahm eine ihrer
Schwestern die Kleine kurzerhand zu sich und übergab
die 7-jährige den Maristenschwestern in Saint-Etienne
zur Erziehung. Dort feierte sie ihre erste hl. Kommunion
in engelgleicher Unschuld, weihte sich später der hl.
Jungfrau und trat in den Orden ein. Da sie um die sühnende
Kraft des Leidens wußte, bot sie sich als Opfer an für
die Rettung ihrer allzu lebenslustigen Mutter und Gott
erhörte sie. Von unbeschreiblichen Leiden gequält, die
sie ohne Klage ertrug, machte sie aus ihrem Leben einen
ununterbrochenen Akt der Liebe. Vor ihrem Tode hatte sie
die Freude, ihre Mutter für Gott wiedergewonnen zu
haben. Sie war zum ersten Eifer ihrer Jugend zurückgekehrt.
An
der Kommunionbank
Frl.
E. Poignard aus dem anmutigen Lande von Blace begab sich
eines Morgens mit einer Gruppe fröhlicher Gefährtinnen
nach Ars. Sie war von aufrichtiger Frömmigkeit und
kommunizierte häufig. Der Gedanke, diesen guten Pfarrer
wiederzusehen, versetzte sie in den Zustand einer etwas
ausgelassenen Freude, so daß sie unterwegs plauderte,
sang und lachte. Man langte in Ars an, gerade als der
Pfarrer seine hl. Messe zu lesen begann. Sie suchte sich
zu sammeln, was ihr nicht gelingen wollte und ging als
Einzige ihrer Gruppe zum Tisch des Herrn. Als der
Pfarrer bei ihr angekommen war, begann er wohl die üblichen
Worte: Corpus Domini... aber er beendete sie nicht.
Unbeweglich blieb er vor ihr stehen, die Hostie zwischen
den Fingern. Als sie die Augen erhob, sah sie ein
strenges Gesicht. Entsetzt betete sie still für sich
einen Akt des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe,
womit sie täglich ihr Morgengebet beschloß. Dann erst
reichte ihr der Pfarrer die hl. Kommunion. Sie zog sich
zurück, aber sie wurde von Unruhe gequält. Gegen
Mittag gelang es ihr, dem Pfarrer auf seinem Weg
zwischen Kirche und Pfarrhof nochmals zu begegnen. Er wußte
sogleich mit wem er zu tun hatte und daß die Lektion
fruchten würde. "Wenn man kein Morgengebet
verrichtet hat, wenn man auf der ganzen Fahrt
ausgelassen lustig gewesen ist, wird man zum
Kommunizieren kaum geeignet sein." Sie begriff und
vergaß es nicht wieder.
Vom Heiligen Pfarrer von Ars wird folgendes berichtet:
Zwei ungläubige Professoren der Universität Lyon
beschlossen, nach Ars zu gehen, um den bekannten Pfarrer
genau zu beobachten. Als im Augenblick der heiligen
Wandlung die anwesenden Gläubigen sich knieten, sagten
jene zueinander, wie es nur möglich sein könne, daß
vernünftige Leute vor einem Stückchen Brot niederknien.
Als dann der Heilige Johannes Maria Vianney, wie der
Name des Pfarrers von Ars lautete, die erste Hostie vor
dem Austeilen an die Gläubigen zeigte, entschwebte sie
seinen Fingern und legte sich von selbst auf die Lippen
des ersten Kommunizierenden. Einer der beiden Zweifler
kehrte um und wurde später Priester und Dominikanermönch.
Aus
der Tiefe des Abgrunds
Der
folgende Fall beweist mit aller Deutlichkeit, daß der
verehrungswürdige Pfarrer von Ars ganz und gar von übernatürlichem
Licht erhellt war, um derart auf dem Grund einer Seele
die intimsten Geheimnisse und die verborgensten Gedanken
zu lesen und um genauestens anzugeben was ihr passieren
würde und außerdem auch noch die Heilmittel zu nennen,
deren sie sich bedienen mußte, um aus dem Abgrund, in
den sie gestürzt war, herauszukommen. Er besaß
keinerlei Kenntnis vom Innenleben dieser Seele, noch
kannte er das Land, wo sie lebte, noch jenes, in das sie
zurückkehren wollte. Es handelte sich um eine in Paris
lebende liederliche Frauensperson, die gegen die
Religion und die Geistlichen voreingenommen war. Aus
Neugierde begab sie sich nach Ars. Als sie die
Sakristeitüre offen sah, bemerkte sie Vianney, der von
Pilgern umgeben war, die ihm Almosen und Mess-Stipendien
überreichten. "Wieder so einer, der auf Geld aus
ist", sagte sie sich zu sich selbst. Kaum hatte sie
diesen verwegenen Gedanken zu Ende gedacht, als sie ein
durchdringender, vorwurfsvoller Blick traf, so daß sie
glaubte, vom Blitz getroffen worden zu sein; sie
erkannte, daß der Pfarrer ihre Gedanken gelesen hatte.
Im Laufe des Nachmittags war sie mit einer Gefährtin
auf der Straße zusammen, als der Pfarrer, der von einem
Krankenbesuch kam, direkt auf sie zustrebte.
"Folgen Sie mir", sagte er kurzerhand zu der
Pariserin. "Was Sie betrifft, bedeutete er der
anderen, so haben Sie meine Hilfe nicht nötig."
Die beiden Damen trennten sich und die Sünderin ging
neben dem Pfarrer her. Unter einem der Nußbäume blieb
er stehen und entschleierte Punkt um Punkt ihres Lebens
vor ihren Augen. Zum Schluß erinnerte er sie an die
Begebenheit am Morgen (in der Sakristei, als sie Vianey
in Gedanken wegen der Entgegennahme von Messstipendien
und Almosen verurteilt hatte) und sagte: "Sie haben
einen Diener des Herrn verurteilt, Sie hielten ihn für
fähig, Vorteile zu ziehen aus Geldmitteln, die ihm
anvertraut wurden." Sie war sprachlos. Kein Mensch
wusste um ihre innersten Gedanken. Aus Verlegenheit
fragte sie, ob er ihre Beichte hören wollte. "Ihre
Beichte" - sagte er - "wäre unnütz. Ich lese
in Ihrer Seele und sehe zwei Dämonen, die Sie gefangen
halten: den Dämon des Ehrgeizes und den der Unreinheit.
Ich kann Sie nur lossprechen, wenn Sie nicht nach Paris
zurückkehren und da ich Ihre Neigungen kenne, weiß
ich, daß Sie dorthin gehen werden. Der schmerzliche
Blick, die angstvolle Stimme zeigten ihr, wie weit sie
"bis in die letzten Abgründe des Bösen
hinabsteigen würde." - "Aber" - rief die
Sünderin, "ich bin unfähig, derartig abscheuliche
Dinge zu tun. So bin ich also verdammt?" "Das
habe ich nicht gesagt, aber es wird schwer für Sie
sein, Ihre Seele zu retten. Sie werden Paris verlassen
und sich an jenen Ort begeben, aus dem Sie kamen, und
wenn Sie der Verdammnis entgehen wollen, müssen Sie die
folgenden Bußübungen auf sich nehmen! (Sie waren außerordentlich
schwer und streng, wie ein Priester bestätigte.) Da sie
keinen Gesinnungswechsel zeigte, verließ sie Ars, ohne
die Lossprechung erhalten zu haben. Und wieder begab sie
sich auf den verbotenen Weg zurück nach Paris und
beging dort alle Schändlichkeiten, deren sie sich für
unfähig gehalten hatte. Schließlich wurde sie von
einem unüberwindlichen Abscheu ergriffen. Sie dachte
nur noch an Flucht und war von Entsetzen über sich
ergriffen. Nach Nice zurückgekehrt, traf sie den
Priester wieder, der ihr geraten hatte, Ars aufzusuchen
und sagte ihm, daß sie sich den Vorschriften des
Pfarrers nie und nimmer unterwerfen könne. "Sie
haben sich daran zu halten, koste was es wolle. Ich
befehle es Ihnen meinerseits", bekam sie zur
Antwort. Sie versprach es, strengte sich an und hielt
drei Monate lang durch. Gott segnete ihre mutigen
Anstrengungen. Geist und Herz wandelten sich auf solche
Weise, daß sie nicht mehr begreifen konnte, wie sie
ehedem lieben konnte, was sie heute mit Abscheu erfüllte.
- Der Pfarrer hatte nach ihrem Besuch in Ars eine ganze
Nacht im Gebete mit Bußübungen verbracht, um dieser
Seele die Gnade der Bekehrung zu erlangen.
Emile
Combes: Trennung von Kirche und Staat
befand
sich mit 3 Mitbrüdern im Priesterseminar von Albi. Sie
beschlossen, zusammen den Pfarrer in Ars aufzusuchen, um
sich Rat bei ihm zu holen. Combes Freunde waren die
Kleriker Fabre, Pillac und Donnet. Vianney empfing sie
mit gewohnter Herzlichkeit und richtete ermutigende
Worte an sie. Sie baten ihn, doch einen Blick in ihre
Zukunft zu tun und ihnen Näheres mitzuteilen. Nachdem
er sich gesammelt hatte, sagte er zu dem Kleriker Fabre:
Sie werden den Priesterberuf nicht ergreifen, denn Ihre
Eltern widersetzen sich Ihrem Entschluß; Zu Pillac und
Donnet: Aus euch Werden 2 gute Priester werden. Nachdem
er den Kleriker Combes scharf ins Auge gefaßt hatte,
sagte er: "Und Sie werden der Kirche großen
Schaden zufügen." Sämtliche Prophezeiungen erfüllten
sich. Combes hat später die Trennung von Staat und
Kirche vorbereitet und auch bewerkstelligt.
Der
verlorene Sohn
Guillaumet,
Superior des Kollegs von der Unbefleckten Empfängnis in
Saint- Dizier machte mit einem 17-jährigen jungen Mann
eine Pilgerfahrt nach Ars. Dieser Junge, der einer
ausgezeichneten Familie entstammte und eine gute
Erziehung genossen hatte, war ungläubig geworden.
Vordem war er Beichtkind des Geistlichen gewesen, der
sich um ihn sorgte. Der Superior beichtete beim Heiligen
und sagte dann: "Ich habe einen jungen Mann dabei,
den ich Ihnen empfehle. " Der frühreife junge Mann
ließ sich auf eine Unterredung mit Vianney ein. Während
des Abends wunderte sich Guillaumet über die
Schweigsamkeit seine s Gefährten. Die Gnade hatte ihn
angerührt, dachte er, als der andere das Schweigen
brach und zornig zu ihm sagte: "Mit Ihnen bin ich
durchaus nicht zufrieden. Sie haben dem Pfarrer alle
meine Beichten geoffenbart. " "Aber nein. Ich
habe mich nur darauf beschränkt zu sagen: Ich empfehle
Ihnen den jungen Mann." "Aber Sie waren der
Einzige, der meine Vergangenheit kannte. Der Pfarrer
aber hat mir alles vorgehalten, was ich getan habe. Nur
Sie konnten ihm dies mitgeteilt haben. " Daraufhin
erhob er sich und ging ungehalten hinaus. Guillaumet
wollte diese peinliche Sache nicht auf sich ruhen
lassen, war er doch seiner absoluten Verschwiegenheit
sicher. Es gelang ihm, den Heiligen nochmals zu
sprechen. Er erzählte ihm, was vorgefallen war und bat
ihn, den jungen Mann aufzuklären. "Ach",
erwiderte der Pfarrer, "mit diesem jungen Mann ist
auf lange Zeit hinaus nichts zu machen. Er wird seinen
Weg weitergehen und wird an einer schweren Krankheit
sterben. Aber wenn dies geschieht, werden Sie immer noch
Superior in Saint- Dizier sein. Man wird Sie zu ihm
rufen und Sie werden ihn mit Gott versöhnen und ihn
dazu .bringen, eines heiligen Todes zu sterben,” Und
so geschah es. Nach einem gottfernen Leben starb er 50-jährig
und genau unter den vom Pfarrer vorhergesagten Umständen.
Die
Zuflucht der Verzweifelten.
Im
Laufe des Jahres 1857 wurde Fr!. Antoinette Metrat, 23-jährig,
vom Typhus befallen, der in ein Gehirnfieber ausartete.
Ärztlicher Seite war nicht mehr zu helfen. So entschloß
sich die Familie, den Heiligen von Ars aufzusuchen. Eine
Schwester der Kranken begab sich dorthin und kam gar
nicht dazu, ihm ihr Anliegen vorzutragen. "Mein
Kind", sagte er als er vor ihr stehen blieb,
"geben Sie diese Medaille der Kranken; halten Sie
eine Novene zur hl. Philomena und alles wird wieder
gut." Frl. Metrat kehrte voll Freude mit der
Medaille heim. Ihre Schwester befand sich bereits außer
Gefahr und war in kurzer Zeit wieder hergestellt.
Himmlische
Beziehungen
Eine
fromme, dem Kanonikus Ball als sehr vertrauenswürdig
bekannte Dame berichtet: "Ich hatte ein großes
Vertrauen zum hl. Pfarrer von Ars, dem ich viele übernatürliche
Erleuchtungen verdanke. Eines Tages, nachdem ich all
mein Elend vor ihm ausgebreitet hatte, sagte ich
seufzend: Wenn ich mich doch in jeder Schwierigkeit
sofort um Rat an Sie wenden könnte! Unglücklicherweise
sind die Entfernungen zu groß." "Nun,
erwiderte der Heilige, "wenn Sie mich sprechen
wollen, schicken Sie mir ganz einfach Ihren
Schutzengel!" Ich hielt mich an diesen guten Rat
und machte zum erstenmal davon Gebrauch, als mir eine
besondere Schwierigkeit ernstlich zu schaffen machte.
Mehrmals schickte ich meinen Schutzengel mit einem
Auftrag an den Heiligen. Als ich das Glück hatte ihn
wieder persönlich zu treffen, meinte er lächelnd:
"Wissen Sie, daß Sie mir an Weihnachten ziemlich
zusetzten! Ich hatte reichlich zu tun, Ihrem Schutzengel
Rede zu stehen. Wie oft haben Sie ihn denn zu mir
geschickt?” "Ich habe es gar nicht gezählt",
sagte ich. "Zehnmal ist es geschehen!" Als ich
darüber nachdachte, stellte ich fest, daß der Pfarrer
ein gutes Gedächtnis hatte. - Offenbar führte er mit
den Geistern der anderen Welt vertrauten Umgang.
Ein
Hindernis für die Vollkommenheit
Eine
Angestellte aus der Gegend von Lyon hatte beim Pfarrer
einen seltsamen Auftrag zu erfüllen. "Mein
Vater", sagte sie zu ihm, "meine Herrin
schickt mich her um Sie zu fragen, ob sie sich auf dem
rechten Weg befinde. " - "Ja mein Kind",
antwortete er sogleich. "Sie ist Gott angenehm, nur
wäre sie ihm noch viel angenehmer, wenn sie nicht bei
jeder Schwierigkeit, die ihr unterkommt, ein so großes
Geschrei machen würde.” Die junge Angestellte hatte
mit keinem Wort verraten, wer ihre Herrin war und doch
wußte der Pfarrer alles.
Der
heilige Pfarrer von Ars, Johannes B. Maria Vianney,
gestorben 1859, Patron aller Seelsorger, bekennt:
“Wenn die Heiligen, die im Himmel sind und unserer
Hilfe nicht bedürfen, um unser Heil besorgt sind, wieviel
mehr noch die Seelen des Fegfeuers, die unsere
geistigen Wohltaten empfangen nach Maßgabe unserer
Heiligkeit.
Es
ist sicher: Diese armen Seelen im Fegfeuer können
nichts für sich selber tun, aber sie vermögen viel für
uns. Die Erfahrung lehrt, daß es fast niemanden gibt,
der die Seelen des Fegfeuers angerufen hätte, ohne die
erbetene Gnade zu erhalten. Wollen wir von Gott wahren
Reueschmerz über unsere Sünden erbitten? Wenden wir
uns an die Armen Seelen, die seit so vielen Jahren in
den Flammen des Fegfeuers ihre Sünden bereuen, die sie
begangen haben. Wenn wir uns den Himmel sichern wollen,
so müssen wir einen großen Eifer besitzen, für die
Armen Seelen im Fegfeuer zu beten... Man muß viel für
sie beten, damit sie viel für uns beten.
O,
wenn man wüßte, welche Macht diese guten armen Seelen
über das Herz Gottes haben, und wenn man wüßte,
welche Gnaden man durch ihre Fürbitten erlangen kann,
sie wären nicht so sehr verlassen!” Er selbst hatte
Gott gebeten, am Tag für die Bekehrung der Sünder zu
leiden, des Nachts für die Befreiung der armen Seelen.
Der heilige Pfarrer von Ars hatte die Gabe der
Seelenschau.
Auch
Pater Pio hatte diese Gabe und er trug noch dazu die
Wundmale Jesu Christi.
Hier
einige Ereignisse: Pater Pio überging öfters einzelne
Gläubige bei der Spendung der Hl. Kommunion, da ihr
Seelenzustand nicht in Ordnung war. Eine Dame um die
Vierzig kniete einmal an der Kommunionbank. P. Pio
herrschte sie streng an: "Weg, weg mit dir!"
Weinend und totenbleich verließ sie die Kirche. Warum
wohl wurde sie vor aller Augen von ihm weggeschickt? Sie
selber wußte es: Sie erzählte, sie habe bei einem
anderen Pater gebeichtet und sogar des öfteren ihren
Ehebruch bekannt – dies jedoch ohne Reue und ohne den
Vorsatz, von ihrem Jugendfreund zu lassen. Dieser Pater
freilich konnte ihr nicht in die Seele schauen und
glaubte so ihren Worten und Vortäuschungen.
Pater
Pio aber hatte sie sofort durchschaut und ihr diesen
heilsamen Schock versetzt. Tagelang rang sie nun mit
sich, bis sie den Entschluß faßte, ein neues Leben zu
beginnen. Nach einer reuigen Beichte kniete sie wieder
bei P. Pio an der Kommunionbank und empfing aus seiner
Hand dankbar den Heiland.
Ein
junger Mann wurde ebenso von P. Pio vorerst von der
Kommunionbank verwiesen. Er legte dabei die hl. Hostie
in den Kelch zurück und verwarnte ihn: "Du hast
zuerst die Beichte nötig! Weg, weg!"
Hier
sind nur einige Begebenheiten aufgezählt, es gibt
dieser Art unendlich viele. Diese aber seien zur Mahnung
erwähnt.
Lebenslauf des hl. Pfarrer von Ars
Jean-Marie
Vianney
Am
Abend des 19. Februar 1818 fragte Jean-Marie Vianney,
ein junger Priester, nachdem er die dreißig Kilometer
zwischen Ecully und dem Dorf Ars (in der Nähe von Lyon)
zu Fuß zurückgelegt hatte, einen kleinen Hirten nach
dem Weg zu seiner neuen Pfarrgemeinde. Dieser wies dem
Unbekannten den richtigen Weg und bekam als Dank
folgende Worte zu hören: ,,Mein kleiner Freund, du hast
mir den Weg nach Ars gezeigt; ich werde dir den Weg in
den Himmel zeigen".
Jean-Marie Vianney, eine der
Fackeln, die unseren Weg erleuchten, hilft uns durch
sein Vorbild, unserer christlichen Berufung gemäß zu
handeln.
Ein
kleiner Hirte unter der Schreckensherrschaft
1793. Die
Schreckensherrschaft. In Lyon steht auf der Place des
Terreaux die Guillotine nicht still. Die Kirchen sind
geschlossen. An den Wegen stehen nur noch die Sockel der
Kruzifixe: Die Kreuze sind von den Revolutionären
zerschlagen worden. Einzig das Heiligtum der Herzen bei
den wirklich Gläubigen bleibt unverletzt. Der 1786
geborene Jean-Marie Vianney verbringt seine Kinderjahre
in diesem Revolutionsklima.
Er bewahrt unter vielen
Vorsichtsmaßnahmen eine kleine Statue der
allerseligsten Jungfrau auf und nimmt sie sogar in einer
Tasche seines Hemdes auf die Felder mit. Dort stellt er
sie in den Stamm eines alten Baumes, umgibt sie mit
Moos, Ästen und Blumen, kniet dann im Gras nieder und
betet den Rosenkranz. Das Bachufer ist an die Stelle der
zweckentfremdeten Kirchen getreten, wo niemand mehr
betet. In der Umgebung hüten auch andere Hirten ihre
Herden. Es ist nicht immer vernünftig, daß sie sich
versammeln; doch Jean-Marie kann sie nicht davon
abhalten, zu ihm zu kommen. So wird er, ohne auch nur
daran zu denken, zum Apostel. Er wird zum Katecheten
seiner Gefährten, erzählt weiter, was er in der Stille
der Nacht selbst gehört hat und bringt ihnen die Gebete
bei, die er von seiner Mutter gelernt hat. Seine
Berufung zum Priester blüht immer deutlicher auf: In
der Tiefe seiner Seele ertönt jenes Folge mir nach
(Mt 8, 22), das am Ufer des Sees von Galiläa Petrus,
Andreas, Jacobus und Johannes in die Nachfolge Jesu
berufen hat.
Mit 19 Jahren nimmt er seine
Studien als Seminarist auf. Wie widerspenstig erscheint
ihm die lateinische Grammatik! Der junge Mann hat einen
lebhaften und feinen Ausdruck beim Sprechen; man hört
ihn gerne reden, doch die Studien fallen ihm schwer;
sobald er eine Feder in den Fingern hält, wird er
langsam, gehemmt. Im Priesterseminar von Lyon scheinen
seine Bemühungen fruchtlos zu bleiben. Die Anfechtung
ist groß, als er nach fünf oder sechs Monaten von den
Vorstehern gebeten wird, aufzugeben, da sie glauben, daß
er unmöglich bestehen kann. Viele seiner Mitschüler
sind sehr betroffen, als sie ihn das Seminar verlassen
sehen. Auch selbst tief betrübt, vertraut er sich der
Vorsehung an. Nach einer langen und arbeitsreichen
Wartezeit wird er von seinem Mentor einem der
Generalvikare, Herrn Courbon, der die Erzdiözese von
Lyon verwaltet, vorgestellt: ,,Ist der Geistliche
Vianney fromm?" fragt dieser. ,,Verehrt er die
heilige Jungfrau? Betet er den Rosenkranz?" - ,,Ja,
er ist ein Vorbild an Frömmigkeit." - ,,Ein
Vorbild an Frömmigkeit! Nun gut, ich berufe ihn. Die
Gnade Gottes wird den Rest bewirken... Die Kirche
braucht nicht nur gelehrte Priester, sondern auch und
vor allem fromme Priester".
Herr Courbon ist
wohlberaten. Dank der Gnade Gottes und seiner
beharrlichen Arbeit erzielt Jean-Marie Vianney wirkliche
Fortschritte in seinen Studien. Bei der kanonischen Prüfung
für das Priesteramt wird er vom Prüfer eine Stunde
lang über die schwierigsten Punkte der Moraltheologie
befragt. Seine klaren und genauen Antworten sind vollauf
zufriedenstellend. Sein ganzes Leben lang wird dieser
heilige Priester der Kenntnis der richtigen Lehre eine
große Bedeutung beimessen und seine Predigten sorgfältig
vorbereiten. Um seine Kenntnisse aufzufrischen, wird er
jeden Abend im Winter dem Studium widmen.
Die
quälende Sorge um das heil der Seelen
Dem Kandidaten Vianney steht
nun der Zugang zum Priesteramt offen: Er wird am 13.
August 1815 zum Priester geweiht. Gott sandte den
Sohn... in die Welt, daß die Welt gerettet werde durch
ihn (Joh 3,17). Die Mission der Priester besteht
genau darin, dieses Heilswerk überall in der Welt präsent
und wirksam werden zu lassen. Deshalb wird der Pfarrer
von Ars sagen können: ,,Ohne den Priester dienten der
Tod und das Leiden unseres Herrn zu nichts. Der Priester
führt das Erlösungswerk auf Erden fort".
Nach dem Vorbild des guten
Hirten verbringt er sein ganzes Leben damit, verlorene
Schafe zu suchen und in den Stall zurückzuführen.
,,Wenn ein Seelsorger stumm bleibt, sobald er sieht, daß
Gott beleidigt wird und Seelen auf Irrwege
geraten", sagt er eines Tages, ,,so Unglück über
ihn!" Er fühlt sich besonders zur Bekehrung von Sündern
berufen. Seine Klagen über den Verlust von Seelen sind
herzzerreißend: ,,Wenn der liebe Gott nicht so gut wäre,
aber Er ist so gut!... Rettet eure arme Seele!... Wie
schade wäre es, eine Seele zu verlieren, die unseren
Herrn soviel gekostet hat! Welches Unrecht hat er euch
denn angetan, daß ihr ihn so behandelt?" Eines
Tages hält er eine denkwürdige Belehrung über das
Letzte Gericht und wiederholt dabei mehrfach im Hinblick
auf die Verdammten: ,,Von Gott verflucht!... Von Gott
verflucht!... Welches Unglück, welches Unglück!"
Die Anwesenden werden nicht mehr durch Worte, sondern
durch sein Schluchzen zu Tränen gerührt.
Soweit er kann, hält er
sich stets verfügbar, um reumütigen Seelen die
Vergebung Gottes zu spenden. Er hat in der Tat großen
Abscheu vor dem Bösen: ,,Durch die Sünde jagen wir den
lieben Gott aus unseren Seelen, wir verachten den lieben
Gott, wir kreuzigen ihn, wir fordern seine Gerechtigkeit
heraus, wir betrüben sein väterliches Herz, wir
berauben Ihn der Anbetung, der Ehrerbietung, die nur Ihm
zukommen... Die Sünde wirft schreckliche Schatten in
unseren Geist, die die Augen der Seele verschließen;
sie verdunkelt den Glauben, wie dunkle Nebel die Sonne
vor unseren Augen verdunkeln... Sie hindert uns, auf den
Himmel zuzugehen. Oh! Welch großes Übel die Sünde
ist!" Aus diesem Grunde verwendet er beträchtliche
Zeit darauf, das Sakrament der Buße zu spenden, das übliche
Mittel, um den Zustand der Gnade und die Freundschaft
des Herrn wiederzufinden.
Ein
umgedrängter Beichtstuhl
Das große Wunder des
Pfarrers von Ars, konnte man sagen, ist sein Tag und
Nacht besetzter Beichtstuhl. Der Heilige verbringt drei
Viertel seines Lebens in diesem engen Verschlag: Von
November bis März sitzt er jeden Tag mindestens 11 bis
12 Stunden lang darin, während der schönen Jahreszeit
sogar 16 bis 18 Stunden. Wenn im Winter seine von
Frostbeulen verunstalteten Hände zu sehr einschlafen,
so entflammt er, komme, was wolle, ein Stück
Zeitungspapier, um sie zu wärmen. In bezug auf seine Füße
gibt er selber zu: ,,Von Allerheiligen bis Ostern fühle
ich sie gar nicht!" Das ist so wahr, daß er
mitunter, wenn er abends seine Strümpfe auszieht,
gleichzeitig auch die Haut von seinen Fersen herausreißt.
Aber was kümmern ihn seine Schmerzen; um Seelen zu
retten, ist er zu allem bereit.
,,Um seine Sünden richtig
auszulöschen, muß man richtig beichten!" pflegt
er zu sagen. ,,Richtig beichten": Das heißt zunächst,
man muß sich durch eine ernsthafte Gewissenserforschung
darauf vorbereiten. Papst Johannes-Paul II. hat daran
erinnert, daß ,,die Beichte insofern vollständig zu
sein hat, als sie alle Todsünden aufzählen muß...
Heute klagen sich viele Gläubige, die sich dem
Sakrament der Buße nähern, nicht vollständig sämtlicher
Todsünden an und leisten dem Beichtvater manchmal
Widerstand, wenn er sie seiner Pflicht gemäß befragt,
um eine ausführliche und notwendige Beschreibung der Sünden
zu erhalten, als würde er sich ein ungerechtfertigtes
Vordringen in das Heiligtum des Gewissens erlauben. Ich
wünsche und bete dafür, daß diese wenig erleuchteten
Gläubigen davon überzeugt werden, daß die Regel, nach
der man die spezifische und erschöpfende Aufzählung
der Sünden fordert, in dem Maße, in dem das ehrlich
befragte Gewissen sich daran erinnern kann, keine Last
darstellt, die ihnen willkürlich auferlegt wird,
sondern ein Mittel zur Befreiung und zum inneren Frieden
ist" (Mitteilung an S.E. Kardinal W. Baum, am 22. März
1996).
,,Die Sünde fesselt den
Menschen mit ihren schändlichen Ketten", lehrt der
heilige Jean-Marie Vianney. Wie unser Herr Jesus sagt: Jeder,
der die Sünde tut, ist Sklave der Sünde (Joh
8,34). Denn die Sünde erzeugt wirklich einen Hang zur Sünde;
sie führt zum Laster und verdunkelt das Gewissen (vgl.
Katechismus der Katholischen Kirche, 1865). Die in der
erforderlichen seelischen Verfassung empfangene
sakramentale Absolution gibt der Seele ihre wahre innere
Freiheit zurück und schenkt ihr die Kraft, schlechte
Gewohnheiten zu besiegen. ,,Es ist schön, daran zu
denken, daß wir ein Sakrament haben, das die Wunden
unserer Seele heilt!" ruft der heilige Pfarrer von
Ars. ,,Im Sakrament der Buße zeigt und teilt uns Gott
seine bis ins Unendliche gehende Barmherzigkeit mit...
Ihr habt meine Kerze gesehen: Diese Nacht, diesen Morgen
hat sie aufgehört zu brennen. Wo ist sie? Es gibt sie
nicht mehr, sie ist vernichtet: Ebenso gibt es die Sünden,
von denen man losgesprochen worden ist, nicht mehr: Sie
sind vernichtet."
Das Sakrament der Versöhnung
mit Gott bringt eine wahrhafte ,,geistige
Auferstehung", eine Wiederherstellung der
Freundschaft mit Gott mit sich. Zu seinen sekundären Früchten
zählt die seelische Freude, der Frieden des Gewissens.
Die Pönitenten von Ars, die das erfahren durften, sind
zahlreich. Einer von ihnen, ein ungläubiger Greis, der
seit mehr als dreißig Jahren nicht gebeichtet hatte,
gestand, daß er nach der Bekenntnis seiner Verfehlungen
,,ein unbeschreibliches Wohlgefühl" empfunden
habe.
Die Güte unseres Heiligen
den Sündern gegenüber wird nie zur Schwäche. Bevor er
die Absolution erteilt, verlangt er hinreichende
Anzeichen für eine Umkehr. Zwei Dinge sind dabei
absolut notwendig: zunächst die Reue, d.h. ,,der auf übernatürlichen
Motiven gründende Schmerz darüber, gesündigt zu
haben, denn die Sünde verletzt die Liebe zu Gott, dem höchsten
Gut, sie verursacht dem Erlöser Leid und für uns
bedeutet sie den Verlust der ewigen Güter"
(Johannes-Paul II., ibid.). Der heilige
Jean-Marie Vianney tadelt eines Tages einen schlecht
vorbereiteten Pönitenten mit folgenden Worten: ,,Ihre
Reue kommt nicht von Gott, auch nicht aus Schmerz über
Ihre Sünden, sondern nur aus Angst vor der Hölle".
In gleichem Maße notwendig ist der feste Vorsatz, nicht
mehr zu sündigen. ,,Zudem muß das Beklagen der Sünden
selbstverständlich auch die ernste Absicht beinhalten,
in Zukunft keine Sünden mehr zu begehen. Wenn diese
seelische Einstellung fehlen sollte, kann es in
Wirklichkeit keine Reue geben" (Johannes-Paul II., ibid.).
Die Absicht, nicht mehr zu sündigen, beinhaltet auch
den Willen, geeignete Maßnahmen zu ergreifen und, wenn
nötig, auf bestimmte Verhaltensweisen zu verzichten. In
dieser Hinsicht fordert der Pfarrer von Ars mit
Festigkeit von seinen Pönitenten den Verzicht auf das
Tanzen und auf unschickliche Kleidung.
Vertrauen
in die Gnade
,,Die Absicht, nicht zu sündigen,
muß auf der göttliche Gnade begründet sein, die der
Herr demjenigen niemals verweigert, der das in seiner
Macht Stehende tut, um redlich zu handeln. Wir erwarten
von der Güte Gottes auf Grund der Verheißungen und der
Verdienste Jesu Christi das ewige Leben sowie die
notwendige Gnade, um es zu erlangen" (Johannes-Paul
II., ibid.). Unser Heiliger ermuntert seine Pönitenten,
aus den Quellen der Gnade zu schöpfen: ,,Es gibt zwei
Dinge, um sich mit unserem Herrn zu vereinen und das
ewige Heil zu erlangen: das Gebet und die
Sakramente". Mit der Gnade wird alles möglich und
sogar leicht.
Vor allen Dingen zur
eucharistischen Kommunion will der heilige Jean-Marie
Vianney die Gläubigen führen. Die Kommunion empfangen,
bedeutet, Jesus Christus selbst zu empfangen und unsere
Vereinigung mit Ihm zu intensivieren. Das setzt den
Stand der Gnade voraus: ,,Wer Christus in der
eucharistischen Kommunion empfangen will, muß im Stande
der Gnade sein. Falls jemand sich bewußt ist, daß er
eine Todsünde begangen hat, darf er die Eucharistie
nicht empfangen, ohne vorher im Bußsakrament die
Lossprechung empfangen zu haben" (Katechismus,
1415). Den gut vorbereiteten und nach weiteren
Fortschritten dürstenden Seelen rät der Pfarrer von
Ars im Gegensatz zu den Gepflogenheiten seiner Zeit, häufig
zur Kommunion zu gehen: ,,Die Nahrung der Seele ist der
Leib und das Blut eines Gottes! O schöne Nahrung! Die
Seele kann sich nur von Gott ernähren! Nur Gott kann
sie erfüllen! Nur Gott kann ihren Hunger stillen! Sie
braucht ihren Gott absolut! Geht also zur Kommunion,
geht mit Liebe und Vertrauen zu Jesus!"
Er selbst macht die
Eucharistie zum Mittelpunkt seines Lebens. Man kennt die
Bedeutung, die die Messe in seinem Tagesablauf einnimmt,
mit welcher Sorgfalt er sich darauf vorbereitet und sie
feiert. Er ermutigt auch vielfach zu Besuchen beim
Allerheiligsten und erzählt gern folgende Anekdote:
,,Es gab hier in der Gemeinde einen Mann, der vor
einigen Jahren verstorben ist. Als er einmal in die
Kirche trat, um sein Gebet zu sprechen, bevor er auf die
Felder ging, ließ er seine Hacke an der Kirchentür zurück
und vergaß sich ganz vor Gott. Ein Nachbar, der am
gleichen Ort arbeitete und der ihn gewöhnlich sah,
wunderte sich über seine Abwesenheit. Als er wieder
nach Hause ging, fiel es ihm ein, in der Kirche
vorbeizuschauen, da er dachte, der andere könnte
vielleicht dort sein. Er fand ihn auch. ,Was machst du
hier so lange?` fragte er ihn. Der andere antwortete:
,Ich sehe den lieben Gott an, und der liebe Gott sieht
mich an`.
Meine
älteste Liebe
Der heilige Pfarrer von Ars
führt die Seelen nicht nur zur heiligen Eucharistie,
sondern gleichzeitig auch zur heiligen Jungfrau, der
Mutter der Barmherzigkeit und der Zuflucht der Sünder.
Er verharrt viele Stunden zu Füßen ihres Altars in
Gebet. In seinen Katechismusstunden, seinen Predigten
und seinen Unterhaltungen spricht er mit überfließendem
Herzen von ihr: ,,Die Allerseligste Jungfrau steht
zwischen ihrem Sohn und uns. Je sündiger wir sind,
desto mehr Zärtlichkeit und Mitleid hat sie für uns.
Das Kind, das seine Mutter die meisten Tränen gekostet
hat, ist ihrem Herzen das teuerste. Läuft eine Mutter
nicht immer zum Schwächsten und Gefährdetsten? Hat ein
Krankenhausarzt nicht mehr Aufmerksamkeit für die am
schwersten Erkrankten?" Er vertraut eines Tages
Catherine Lassagne, einer seiner geistigen Töchter, an:
,,Ich habe Maria geliebt, noch bevor ich sie kannte; das
ist meine älteste Liebe!" Die Allerseligste
Jungfrau ist das Licht seiner dunkelsten Tage. Am 8.
Dezember 1854 verkündet Papst Pius IX. das Dogma der
Unbefleckten Empfängnis. Trotz seiner Müdigkeit
besteht der Pfarrer von Ars darauf, selbst das Hochamt
zu halten. Am Nachmittag begibt sich die ganze Gemeinde
nach der Vesper in einer Prozession zur Schule der Brüder,
wo der Priester eine im Garten aufgestellte Statue der
Unbefleckten segnet, deren Stifter er selbst ist. Am
Abend werden im Dorf der Glockenturm, die Wände der
Kirche und die Hausfassaden erleuchtet. Dieses Fest ist
wirklich einer der schönsten Tage in seinem Leben.
Beinahe siebzigjährig, sieht er plötzlich um zwanzig
Jahre jünger aus. Nie war ein Kind glücklicher, seine
Mutter triumphieren zu sehen: ,,Welches Glück, welches
Glück! Ich habe immer gedacht, daß dieser Strahl dem
Glanz der katholischen Wahrheiten gefehlt hat. Diese Lücke
im Glauben konnte nicht länger bestehen."
Die
Angriffe des Teufels auf den HI. Pfarrer von Ars
Dämonische
Beunruhigungen und Quälereien sowie schwere
Anfeindungen und Verleumdungen blieben dem weltberühmtesten
Pfarrer nicht erspart. Schon in seinen ersten
Priesterjahren wird Jean-Bapist Marje Vianney
gepeinigt von grosser Verzweiflung. Unter seinen Füssen
sieht er immerzu die Hölle und eine innere Stimme
redet ihm ein, dass dort unten schon ein Platz für
ihn vorherbestimmt sei. Zu dieser inneren Bedrängnis
kommt die Bosheit der Menschen, und nur allzubald
die äusseren Belästigungen und Quälereien des
Teufels und seiner Gesellen.
Zur
Zeit, als der Pfarrer die Mädchenschule gründen
will, wird sein Pfarrhaus von seltsamen
Geräuschen heimgesucht. Er hört nachts mächtige
Keulenschläge an der Hoftür und später heftige
Schläge durch das Haus dröhnen. Auf die Frage
wer ist denn da?“ antwortet niemand. Vianney fürchtet
Diebe, da er im Pfarrhaus prächtige Gewänder
aufbewahrt. Darum nimmt er einen starken,
lebenslustigen Wagnergesellen im Hause auf. Nachts
hört dieser im Pfarrhaus ein Donnergepolter, ,als
ob alle Wagen Lyons über die Diele führen‘.
Das ganze Haus zittert und bebt, als ob es jeden
Augenblick einstürzen wollte. Der arme Geselle
vibriert am ganzen Leibe mitsamt Gewehr. Später
meldet er dem Pfarrer: ,,Herr Pfarrer, ich glaube,
es ist der Teufel.“Der
Klerus lacht nur über diese Teufelsgeschichten
und sagt:
,,Der Pfarrer von Ars soll essen und sich die nötige
Ruhe gönnen, wie jeder normale Mensch, dann wird
das Rumoren in seinem Hause, das heisst, in seinem
Kopf, gleich aufhören!“
Immer wenn sich ein grosser Sünder Ars nähert,
verdoppelt der Teufel seine wütenden Angriffe.
,,Der Grappin
(so nennt er den
Teufel) ist dumm, er meldet mir selbst die Ankunft
der Sünder“, erklärt der Pfarrer lachend. Sein
Widersacher will sich auch rächen für die vielen
Seelen, die ihm der Heilige täglich entreisst.
Doch in all seiner Bosheit vermag er nur so weit
zu gehen, wie GOTT es ihm in seiner
unerforschlichen Weisheit und Güte gestattet. In
der Katechese sagt Vianney eines Tages seinen Schülern:
,,Der
Teufel ist auch
sehr schlau, aber er ist nicht stark.
Schon ein Kreuzzeichen schlägt ihn in die
Flucht!‘
Vor seinem Zimmer hat der Pfarrer ein grobgemaltes
Marienbild hängen, das die Verkündigung Mariens
darstellt und das er sehr verehrt. Dieses Bild
beschmutzt der Teufel nun täglich auf die
gemeinste Art und Weise mit Kot. Man mag es noch
so gut säubern, am nächsten Morgen ist es
schmutziger denn je. Es bleibt dem Pfarrer nun
nichts anderes übrig, als es zu entfernen. Am
23. Januar 1840 kommt es zu einem
aufschlussreichen Gespräch zwischen dem Pfarrer
und einer Besessenen in Gegenwart von acht
Personen. Daraus seien ein paar Ausschnitte
zitiert: Garstige,
schwarze Kröte, was lässt du mich leiden. Wären
drei wie du auf Erden, wäre mein Reich zerstört....
Warum hälst du mit deinen Beichtkindern
Gewissenserforschung? Du hältst deine
Leute für vorbereitet und sie sind es nicht.. Du
bist ein Lügner. Schon lange hast du gesagt, du
wollest von hier weggehen und bleibst nach wie
vor. So viele andere ziehen sich zurück, um
auszuruhen; du hast mehr als genug gearbeitet...
Warum predigst du so einfach? Man hält dich für
einen Nichtwisser. Ha, was ich mich über diese
grossartigen Reden freue, die niemandem lästig
fallen und die Leute nach ihrer Weise leben und
tun lassen, was sie wollen!
Im
Februar zündet ihm der Böse das Bett an, während
er im Beichtstuhl sitzt. Darauf erwidert Vianney
spontan: ,,Endlich hat GOTT mein Gebet erhört und
ich bin nun der ärmste in der Pfarrei. Alle haben
ihr Bett, und ich habe GOTT sei Dank keines
mehr“. Auf die Frage, ob der Teufel der
Brandstifter gewesen sei, antwortet er kaltblütig:
,,Das ist doch klar, Freund! Da jener den Mann
nicht verbrennen konnte, wollte er sich wenigstens
das Vergnügen machen, sein Bett zu verbrennen‘.
Erst
in den letzten vier Jahren seines Lebens lassen
die dämonischen Verfolgungen merklich nach, und
der Pfarrer hat mit mancher Krankheit zu ringen.
In den sechs Monaten vor seinem Ende wagt es der
Satan überhaupt nicht mehr wiederzukommen; vor
allem nicht in der Sterbestunde.
Der Pfarrer
von Ars in der Begegnung mit dem Teufel
In einer Welt, wo Gebet
und Opfer immer weniger werden, zeigt der Teufel seine
Fratze immer offener. Dabei eignet sich der heilige
Pfarrer von Ars als Lehrmeister der Dämonologie. Sein
Diözesanbischof gab dem Pfarrer von Ars alle
Machtbefugnisse, um als Exorzist zu wirken. Der heilige
Priester durfte darum, wo es die Umstände geboten, den
Teufel austreiben.
Die unbezahlte Traube
Um 1850 brachte man eine alte Frau nach Ars, die alle
Anzeichen von Besessenheit an sich trug. Sie hüpfte,
tanzte und redete wirres Zeug. Bald umstellten sie
neugierige Gaffer. Jedem aus der Schar enthüllte sie
ein Stück seines Lebens. Da erschien Pfarrer Vianney.
Zu ihm sagte die Frau, aus welcher der Teufel sprach:
„Dir, dir habe ich nichts vorzuwerfen. Doch“ –
besann sie sich – „Du hast früher einmal eine
Traube genommen.“
„Richtig, aber um sie zu bezahlen, habe ich unter den
Stock an der Mauer einen Sou gelegt.“ „Den der
Eigentümer nicht gefunden hat“, erwiderte die
Geplagte. Pfarrer Vianney berichtete, daß er diese
Traube wirklich genommen, als er sich vor Jahren wegen
der militärischen Einziehung verstecken mußte und von
Durst verzehrt war.
Exorzismus vor dem Hochaltar
Ein Mann brachte seine unglückliche Gattin von weither
nach Ars. Die Frau schnaubte vor Wut und stieß unverständliche
Schreie aus. Man ließ den Heiligen kommen, der sie
beobachtete und dann erklärte, man müsse sie ihrem Diözesanbischof
vorführen.
„Gut! Gut!“ sprach es aus der Frau, die plötzlich
die Sprache wiederfand: „Sie wird schon wieder zurückkommen.
Wenn ich die Macht Jesu Christi hätte, würde ich euch
alle in die Hölle hinunter verschlingen.“
„Du kennst also Jesus Christus?“ erwiderte Pfarrer
Vianney dem Dämon, der durch die Frau sprach: „Gut,
dann möge man sie an die Stufen des Hauptaltares
tragen.“ Vier Männer brachten sie trotz ihres
Widerstandes dorthin. Der Priester legte der Besessenen
ein Reliquienkästchen auf das Haupt, worauf sie wie tot
hinfiel. Nach einer kurzen Zeit richtete sie sich auf
und ging eilig zur Kirche hinaus. Nach einer Stunde
kehrte sie völlig ruhig zurück, nahm Weihwasser und
kniete sich nieder.
Die Macht des Segens
Eine arme Greisin aus der Gegend von Clermon-Ferrand
tanzte den ganzen Tag auf dem Kirchenplatz. In einer Art
von Wutanfall scharrte sie mit den Zähnen an der
Kirchenmauer. Sie war in Begleitung ihres Sohnes, der
sich nicht zu helfen wußte. Ein fremder Priester führte
sie zum Durchgang zwischen Pfarrhaus und Kirche, wo
Pfarrer Vianney vorbeikommen mußte. Der Heilige
erschien tatsächlich und sprach über die Unglückliche,
aus deren Mund Blut tropfte, einige Segensworte. Auf der
Stelle wurde die Alte ganz ruhig. Seit diesem Zeitpunkt
waren ihre Anfälle für immer verschwunden.
Teufelsaustreibung in der Sakristei
Am Abend des 27. Dezembers 1857 brachte der Vikar von
Sankt Peter in Avignon und die Oberin der
Franziskanerinnen von Orange eine junge Lehrerin nach
Ars. Diese zeigte alle Anzeichen von Besessenheit. Der
Erzbischof von Avignon hatte den Fall persönlich
untersucht und den Rat gegeben, die Lehrerin zu Pfarrer
Vianney zu bringen. Am nächsten Morgen führte man sie
in die Sakristei. Pfarrer Vianney war gerade dabei die
heiligen Gewänder anzulegen. Sofort stürzte die
Besessene zum Ausgang.
„Hier sind zu viele Menschen“, schrie der Dämon in
ihr.
Zu viele Menschen?“ erwiderte der Diener Gottes,
„dann geht hinaus.“
Die Anwesenden verschwanden auf ein Zeichen. Der
Priester blieb alleine mit dem armen Opfer des Teufels.
Der Vikar von Avignon lausche an der Tür und hörte
einen Teil der Zwiesprache.
„Du willst also um jeden Preis ausfahren?“
„Ja!“ – antwortete der Dämon in der Frau.
„Und warum?“
„Weil ich mit einem Menschen zusammen bin, den ich
nicht ausstehen kann.“
„Du hast mich also nicht gern?“ – fragte der
Pfarrer zurück.
Ein schneidiges Nein war die einzige Antwort des Dämons.
Dämonische Beschimpfung im Beichtstuhl
Am 23. Januar 1840 hörten einige Leute in der
Pfarrkirche von Ars aus dem Beichtstuhl folgendes lautes
Gespräch. Eine Frau aus der Gegend von Puyen-Velay
hatte sich zur Beichte begeben. Mehrere Male forderte
Pfarrer Vianney die schweigende Frau auf, mit ihrem
Bekenntnis zu beginnen. Plötzlich erklang eine
geifernde, laute Stimme:
„Ich habe nur eine Sünde begangen und teile jedem,
der es wünscht, von dieser schönen Frucht mit. Heb
deine Hand und sprich mich los. Aha, du mußt sie oft
meinetwegen heben. Denn ich bin häufig in deiner Nähe
im Beichtstuhl.“
„Tu quis es?“ – Wer bist du?, frage der Heilige
auf Lateinisch.
„Magister Caput!“ – Meister Haupt, antwortete der
Dämon, und beschimpfte den Priester dann in französischer
Sprache: „Ah, du schwarze Kröte, was du mich leiden
machst! Immer sagt du, du willst fortgehen. Warum führst
du es nicht aus? Es gibt schwarze Kröten, die mich
weniger leiden machen als du.“
„Um dich zu vertreiben, werde ich an den Bischof
schreiben.“
„Ja, aber ich werde dir ein solches Zittern in die
Hand setzen, daß du nicht schreiben kannst. Ich kriege
dich schon, geh nur! Ich habe stärkere, als du bist, überwunden.
Du, du bist noch nicht gestorben. Ohne diese [der Teufel
beschimpfte die jungfräuliche Gottesmutter] dort oben,
hätten wir dich. Aber sie behütet dich, mit diesem großen
Drachen [dem Hl. Erzengel Michael] an deiner
Kirchenpforte. Warum stehst du morgens so früh auf? Du
folgst deinem Blaurock [dem Bischof] nicht. Warum
predigst du so schlicht? Das bringt dir dazu noch den
Ruf eines Ignoranten ein. Warum predigst du nicht im
feierlichen Stil wie in den Städten? „
In dieser Weise setzte sich diese dämonische
Begeiferung mehrere Minuten lang fort.
Da sagte der Teufel die Wahrheit
Der Pfarrer von Ars fuhr Anhänger des Okkultismus und
Spiritismus sehr scharf an: „Wer läßt die Tische
drehen und kreisen und sprechen?“ frage er eines Tages
eine vom Teufel Gequälte, die auf dem Dorfplatz die Vorübergehenden
beschimpfte.
„Ich“, antwortete die Frau, „das alles ist mein
Geschäft!“
Der Pfarrer von Ars war davon überzeugt, daß der
teuflische Betrüger dieses eine Mal die Wahrheit gesagt
hatte.
,,Ich
werde mich im Paradies ausruhen"
Doch Seelen werden nicht
ohne viel Leid gerettet. Widersprüche, Kreuze, Kämpfe
und Fallen lauern von allen Seiten dem heiligen Pfarrer
auf, und zwar sowohl von seiten der Menschen als auch
von seiten des ,,Grappin" (Enterhaken - ein
Beiname, mit dem er den Teufel zu bezeichnen pflegt).
Sein Leben ist ein Kampf gegen die Kräfte des Bösen.
Um ihn zu führen, hat er keine anderen Mittel als seine
Geduld, seine Gebete und sein Fasten, das mitunter über
die Grenzen der menschlichen Vernunft hinausgeht. Er
entwickelt die Tugend der Sanftmut soweit, daß er den
Eindruck erweckt, er sei ohne Leidenschaften und unfähig,
sich hinreißen zu lassen. Doch die Personen, die ihn näher
und häufiger sehen, merken recht schnell, daß er eine
lebhafte Phantasie und einen hitzigen Charakter hat.
Unter den erstaunlichen Beweisen für seine Geduld wird
erzählt, daß sich einmal ein Mann aus Ars zum
Pfarrhaus begab, um ihn zu beleidigen: Er empfing ihn, hörte
ihm ohne ein Wort zu, begleitete ihn dann aus Höflichkeit
hinaus und gab ihm den Bruderkuß, bevor er ihn verließ.
Das Opfer kostete ihn soviel, daß er sogleich in sein
Zimmer hinaufgehen und sich aufs Bett legen mußte. Sein
Körper war wegen der Gewalt, die er sich hatte antun müssen,
mit Pusteln übersät...
Diese heldenhafte Geduld
verdankt der Heilige seiner Liebe zu Jesus Christus.
Unser Herr ist sein Leben, sein Himmel, seine Gegenwart,
seine Zukunft, und die anbetungswürdige Eucharistie ist
das einzig mögliche Mittel, um seinen verzehrenden
Durst zu löschen. ,,O Jesus!" ruft er oft mit
Augen voller Tränen. ,,Dich kennen heißt: dich
lieben... Wenn wir wüßten, wie unser Herr uns liebt, würden
wir vor Freude darüber sterben! Ich glaube nicht, daß
es Herzen gibt, die so hart sind, daß sie nicht lieben,
wenn sie sich so sehr geliebt sehen... Die Liebe ist so
schön! Sie fließt aus dem Herzen Jesu, der ganz Liebe
ist... Das einzige Glück, das wir auf Erden haben,
besteht darin, Gott zu lieben und zu wissen, daß Gott
uns liebt..."
Am Ende seines Lebens
angekommen, von dem wir nur einige Züge erwähnt haben,
verlangt es den heiligen Pfarrer von Ars heftig nach dem
Himmel. ,,Wir werden ihn sehen! Wir werden ihn sehen!...
O meine Brüder, habt ihr je daran gedacht? Wir werden
Gott sehen! Wir werden ihn allen Ernstes sehen! Wir
werden ihn so sehen, wie er ist... Von Angesicht zu
Angesicht!... Wir werden ihn sehen! Wir werden ihn
sehen!!!" sagt er glühend eines Tages. Wie ein
Arbeiter, der seine Aufgabe wohl erfüllt hat, geht er
am 4. August 1859 Gott schauen und sich im Paradies
ausruhen. ,,Die Kirche betrachtet sein Erbe nicht als
einen Schatz aus einer längst vergangenen Zeit, sondern
als einen kräftigen Ansporn, um in der Pilgerschaft des
Glaubens auf immer neuen Wegen vorwärtszukommen"
(Johannes-Paul II. in Reims am 22. September 1996). Das
Leben des Pfarrers von Ars ist ein Schatz für die
Kirche. ,,Heiliger Jean-Marie Vianney, der du während
deines Lebens einen großen Eifer für die Rettung der
Seelen und eine grenzenlose Liebe für die armen Sünder
besessen hast, mehre die Opferbereitschaft in uns und
bereite uns einen Platz im Himmel vor, damit wir mit dir
Gott in Ewigkeit schauen können".
Keine
Gnade kommt
vom Himmel, die nicht durch die Hände
Mariens ginge.
Das
einzige Glück
dass wir auf Erden haben:
Gott kennen
und ihn lieben
Johannes-Maria Vianney (Originalunterschrift)
Gebet des hl.
Pfarrers von Ars in schweren Anliegen
Der hl. Pfarrer von Ars legt uns ans Herz,
vertrauensvoll dieses
Gebet in schweren Anliegen zu beten:
O Mutter Jesu, durch deine unermeßlichen
Schmerzen beim
Leiden und Sterben Deines göttlichen Sohnes
und um der
bitteren Tränen willen, die du vergossen hast,
bitte ich dich,
opfere den heiligen, mit Wunden und Blut
bedeckten Leib
unseres göttlichen Erlösers in Vereinigung mit
deinen
Schmerzen und Tränen dem Himmlischen Vater auf
zur Rettung
der Seelen und um die Gnade zu erlangen, um
die ich dich bitte...
Zum Schluß dreimal:
"Jesus und Maria, ich liebe Euch, rettet
Seelen, rettet die Gottgeweihten!"
"Liebe Kinder", sagte eins Tages der hl.
Pfarrer von Ars,
nachdem er in seiner Predigt von diesem Gebet
gesprochen
hatte, "denkt immer daran: Jedesmal, wenn mir
eine besondere Gnade zuteil wurde, habe ich
sie mit diesem Gebet erfleht."
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